Die Kantonsverfassung spiegle die Walliser Gesellschaft längst nicht mehr, kritisierten Politiker aus verschiedenen Parteien im Grossen Rat. Unter anderem müsse eine moderne Verfassung dem Gleichgewicht zwischen den Sprachregionen Rechnung tragen, sagten mehrere Redner.
Besonders die Linksallianz störte sich auch daran, dass die Chancengleichheit zwischen Mann und Frau nicht im Grundsatzpapier verankert ist und dass nicht auf die Rechte der Kinder eingegangen wird.
SVP steht allein
Anderer Meinung ist die SVP: Eine Totalrevision sei unnötig, findet die Partei. Die Teilrevisionen der 1990er Jahre seien ausreichend. Die Partei steht damit allerdings allein da, alle anderen politischen Kräfte befürworten eine umfassende Überarbeitung. Der Walliser Staatsrat Frédéric Favre verteidigte die Idee einer Totalrevision nach der Debatte mit markigen Worten. Sie sei eine einmalige Chance für den Kanton Wallis.
Es gibt kein wichtigeres Geschäft für den Kanton als dieses. Da kann nicht mal Olympia mithalten.
Umstrittener war die Frage, wer diese Verfassungsrevision ausführen soll. Zur Diskussion stand ein eigens dafür eingesetzter Verfassungsrat mit 130 Frauen und Männern. Der Rat könnte im nächsten Herbst vom Walliser Stimmvolk gewählt werden. Die französischsprachigen Abgeordneten der CVP waren der Ansicht, dass dies unnötig sei. Schliesslich sei der Grosse Rat gewählt worden, um Gesetze auszuarbeiten.
Andere Parteien befürchteten, die Belastung sei viel zu hoch, wenn sich das Kantonsparlament neben dem Tagesgeschäft auch noch mit der Verfassung beschäftigen müsste. Sie sahen zudem eine grosse Chance darin, den Prozess breiter abzustützen zu können.
Am Ende entschied sich eine klare Mehrheit der Abgeordneten dafür, dem Volk die Totalrevision durch einen Verfassungsrat vorzuschlagen.
Abstimmung im nächsten Frühling
Das Walliser Stimmvolk wird am 4. März 2018 über die Totalrevision der Kantonsverfassung abstimmen können. Die Walliserinnen und Walliser entscheiden dann auch über die Frage, wer diese Revision ausarbeiten soll. Falls sich das Volk für einen Verfassungsrat entscheidet, finden wohl bereits im September 2018 Wahlen statt.