Wenn auf Tiktok keine Videos erscheinen, der Posteingang keine neuen E-Mails anzeigt und auch Whatsapp schweigt, mag das beunruhigend sein, würde unser Leben aber erst einmal nicht lebensbedrohend auf den Kopf stellen.
Ungefähr zwei Drittel der Weltbevölkerung sind am Internet angeschlossen.
Aber ärgerlich ist es schon, wenn das Tablet heute einmal keine News liefert. Dann eben ohne die gewohnte Lektüre direkt ab aufs Velo zum Bahnhof. Fährt der Zug pünktlich? Die SBB-App hat keine Antwort und die Anzeige am Bahnhof funktioniert auch nicht.
Kommt der Zug überhaupt? Am Internet hängt mehr als Youtube und Homeoffice, unter anderem jede Menge Geräte, Autos, das Gesundheitswesen und unsere Infrastruktur. Hier liegt grosses Chaos-Potential.
Alles, was fliesst, braucht Internet
- Bei der Wasserversorgung läuft ein grosser Teil der Kontrolle digital ab. Wenn Sensoren an Kontrollstationen ausfallen, werden Leitungen automatisch gesperrt, um eine mögliche Verunreinigung zu verhindern.
- Viele Ampeln sind mit dem Internet verbunden. Fallen sie aus, müsste die Polizei den Verkehrsfluss regeln. Über eine längere Zeit ist das undenkbar und das Chaos auf unseren Strassen vorprogrammiert.
- An den grossen Börsen handeln vernetzte Computer und keine Menschen. Ohne Internet fliesst kein Geld mehr, kein Online-Banking, kein Bezahlen im Supermarkt und kein Bargeld am Automat.
- Auch das Stromnetz benötigt das Internet. Fällt es aus, droht ein Blackout. Da ist es dann doch wieder beruhigend, dass Swissgrid, die für die Überwachung zuständig ist, auf alternative Kommunikationskanäle zurückgreifen kann und ein eigenes Wide-Area-Netzwerk betreibt, mit der Möglichkeit, Richtfunkstrahlen einzusetzen. Aber: Das Stromnetz wäre auf jeden Fall nicht mehr «smart», sondern dumm.
Alles ist möglich, aber das Internet ist stark
Das Internet ist verwundbar vor allem auf physischer Ebene, es gibt also eine gewisse Wahrscheinlichkeit für Ausfälle. Diese betreffen in erster Linie aber nur eine Region, etwa, wenn ein Bagger ein Glasfaserkabel zerstört. Dass ganze Länder oder gar die Welt gleichzeitig betroffen sein könnte, ist hingegen wenig wahrscheinlich.
Der Vorteil der Architektur des Internets liegt darin, dass es einzelne Ausfälle «wegsteckt». Wenn eine Verbindung, sei es eine logische oder auch eine physikalische, wegfällt, dann können die Daten über einen anderen Weg zugestellt werden. Dafür gibt es unzählige Knotenpunkte. Fallen drei Knotenpunkte aus, die üblicherweise funktioniert hätten, ist der vierte in der Lage zu helfen. So geht es weiter, bis das Datenpaket am Ziel angekommen ist. Vorausgesetzt natürlich, es gibt genügend funktionierende Knotenpunkte.
Wir sind deine Korrespondenten aus der digitalen Welt. Ist ein Chip drin oder hängt es am Internet? Wir berichten wöchentlich. Smartphones, soziale Netzwerke, Computersicherheit oder Games – wir erklären und ordnen Digitalisierungs-Vorgänge ein, seit 2006
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