Mehrweggeschirr wird von Veranstaltern oft nur für einzelne Events gemietet, nicht gekauft. Deshalb wird es mit Sattelschleppern quer durch die Schweiz transportiert. Mehrere Städte und Gemeinden debattieren schon länger über eine Pflicht für Mehrweggeschirr, der Kanton Basel-Stadt hat sie bereits schon seit zwei Jahren, im Kanton Bern gilt sie neu seit dem 1. Januar 2019.
Mehrweggeschirr ist aber nicht gleich Mehrweggeschirr, sagt Peter Gerber, der Leiter der Abteilung Ökobilanzen beim Bundesamt für Umwelt. Man müsse da unterscheiden. Nicht alle seien wirklich umweltschonend.
SRF News: Ist es trotz Transport aus ökologischer Sicht sinnvoll, Mehrweggeschirr zu benutzen?
Peter Geber: Ja, man muss stets den ganzen Lebenszyklus von Mehrweggeschirr betrachten. Dieser beginnt bei der Herstellung. Aus Erdöl wird Kunststoff gemacht, woraus ein Produkt geformt wird. Bei Einwegprodukten wird dies nach dem einmaligen Benutzen weggeworfen, bei Mehrwegprodukten wird es gewaschen und erst nach mehrmaligem Gebrauch entsorgt.
Man muss stets den ganzen Lebenszyklus betrachten.
Wenn ein Mehrwegbecher 25-mal gewaschen wird, also 25 Umläufe hat, ersetzt er 25 Einwegbecher. Und gerade die Produktion dieser Becher wäre umweltbelastend. Einweg ist also die deutlich schlechtere Variante, gegenüber Mehrwegprodukten, die oft benutzt werden können.
Diese Mehrwegbehältnisse sind meistens aus Plastik, da an Grossveranstaltungen wie Festivals kein Glas eingesetzt werden darf. Auch Plastik geht irgendwann kaputt. Warum haben wiederverwendbare Plastikbecher trotzdem die bessere Ökobilanz?
Nicht alle Produkte sind aus dem gleichen Stoff. Es gibt Produkte, die sind hart und können viele Umläufe beanspruchen, ohne dass sie kaputt gehen. Das macht den Unterschied aus, das macht sie im Vergleich zu Einwegbechern energiesparender.
Eine Alternative, die die neue Gastgewerbsverordnung vorsieht, ist der Einsatz von kompostierbarem Geschirr. Wie sinnvoll ist diese Alternative?
Wenn Geschirr kompostierbar ist, will der Hersteller damit signalisieren: Das Geschirr ist aus nachwachsenden Rohstoffen. Kompostiert wird es aber nicht im eigentlichen Sinne im Hauskompost, es muss in speziellen industriellen Kompostieranlagen entsorgt werden.
Es gibt aber auch dort keinen Dünger daraus. Es erfolgt keine Bodenverbesserung durch den Kompost. Betrachtet man die gesamte Ökobilanz eines Produkts, ist die Entsorgung nur ein kleiner, fast unbedeutender Bestandteil.
Die Entsorgung ist nur ein kleiner Teil der gesamten Ökobilanz.
Bei nachwachsenden Rohstoffen ist der Anbau der Pflanze der Teil, der Energie verbraucht: Wasser, Traktorfahrten, Dünger, Pflanzenschutzmittel. Das fällt gegenüber der Entsorgung mehr ins Gewicht. Die Umweltbelastung ist sogar im Vergleich zu Einwegplastikbecher nicht wirklich besser.