Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» hat sich vor einigen Wochen eine neue Swatch gekauft. Sie schwimmt auch gerne ab und zu im Bodensee. Die neue Uhr behält sie dabei an, denn schliesslich besagt die Gebrauchsanweisung: «Wasserdichtigkeit: 30 Meter».
Sie habe das so verstanden, dass die Uhr bis zu einer Tiefe von 30 Metern dem Wasser standhalte. Ein Irrtum, wie sich herausstellen sollte, denn die neue Uhr erwies sich als undicht.
«Nicht sehr konsumentenfreundlich»
Der Knackpunkt ist hier diese Wasserdichtigkeits-Info, denn sie kann leicht missverstanden werden. «Diese Angabe ist nicht sehr konsumentenfreundlich und auch verwirrend», findet sogar Robert Grauwiller, Präsident des Verbandes der schweizerischen Uhrenfachgeschäfte gegenüber «Espresso».
Denn die Meter- oder Druckangaben (30 Meter entsprechen beispielsweise dem Druck von 3 Bar in dieser Wassertiefe) auf der Uhrenverpackung oder in der Beilage basieren auf international genormten Tests.
Im Labor simuliert
Im Labor simuliere man die Drucksituation in der jeweiligen Tiefe, um zu testen, ob die Uhr dem standhalte, so Grauwiller. «30 Meter wasserdicht bedeutet, dass man während einer Minute auf 30 Meter Tiefe gehen oder während 30 Minuten in einem Meter Tiefe bleiben kann.»
Das sei aber eine statistische Messung. Durch die Schwimmbewegung wirke zusätzlicher Druck auf die Uhr. Bei einem Sprung ins Wasser sei es noch mehr. Deshalb sollte man mit einer Uhr, deren Wasserdichtigkeit bis 30 Meter reicht, nicht schwimmen gehen.
Händewaschen ist möglich
Solche Armbanduhren seien lediglich gegen Spritzwasser geschützt («water resistant»). Man kann sie also zum Händewaschen anbehalten oder etwa auch im Regen. «Zum Schwimmen müsste man eine Uhr haben, die bis 100 Meter oder 10 Bar wasserdicht ist», sagt Uhrenfachmann Grauwiller. Bei Taucheruhren sind es gar 200 Meter. Je dichter eine Uhr, desto teurer ist sie auch.
Diese Meter-Angaben sind dann entscheidend dafür, für welche Tätigkeiten der Verkäufer oder die Herstellerin noch Wasserdichtigkeit garantieren kann. Der Hinweis «wasserdicht» («waterproof») allein sagt ohne Druck/Meter-Hinweis im Prinzip nichts aus.
Warum nicht ein einfaches Piktogramm?
Die Besitzerin der neuen Swatch hat Glück: Das Uhren- und Schmuckgeschäft Christ öffnet und trocknet ihre Uhr kostenlos. Danach funktioniert sie wieder. Man weist die Kundin aber auch darauf hin, dass sie die Reparatur eines allfälligen Wasserschadens selbst hätte bezahlen müssen.
Sie hütet sich nun davor, die Uhr nochmals zum Schwimmen anzuziehen, findet aber auch, dass die Uhrenhersteller und -verkäufer die Info konkretisieren sollten. Zum Beispiel konsequent mit einem Piktogramm visualisieren, was bei der jeweiligen Uhr noch geht mit Wasser und was nicht.
Swatch überlegt sich eine Änderung
Beim Präsidenten des Uhrenfachgeschäfts-Verbandes stösst sie ja mit diesem Wunsch auf offene Ohren. Der Ball liegt aber vor allem bei den Herstellern und Verkäufern. Swatch schreibt auf Anfrage von «Espresso», man werde prüfen, ob man in Zukunft nicht ein klareres Piktogramm verwende.
Auch bei Christ räumt man ein, die heutige Wasserdichtigkeits-Info sei «sicherlich nicht selbstsprechend»: «Gerade deswegen investieren wir in entsprechende Schulungen unserer Verkaufsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen und setzen alles daran, die Kundenberatung diesbezüglich voll zu erfüllen.» Etwas, das im Fall der «Espresso»-Hörerin offensichtlich nicht wirklich gelungen ist.