Die Freiämterin Priscilla Staubli wurde vor knapp zwei Wochen Weltmeisterin im Kickboxen und Vize-Weltmeisterin in der Kampfsportdisziplin K1. Der Sieg kam für sie überraschend. Es war ihre erste Weltmeisterschaft im Kickboxen. Ihre angestammte Sportart ist Kung Fu. Ihre strikte Vorbereitung und ihr starker Wille haben sich nun ausgezahlt.
SRF News: Können Sie kurz erklären, wie das Turnier in Athen verlaufen ist, und was Sie dort erlebt haben?
Priscilla Staubli: Zu Beginn war es organisatorisch sehr positiv. Das Einwägen ging schnell. Als aber der Turniertag anfing, war alles sehr chaotisch, auch bezüglich der Informationen. Ich musste mich zuerst orientieren, wann ich überhaupt starte. Es gab keine klare Linie. Aber dann hat man sich einfach darauf eingelassen. Ich war ständig parat, schaute, wann ich an der Reihe bin. Die Nationalmannschaft war aus der ganzen Schweiz zusammengewürfelt. Alle sind für einander eingestanden. Man hat sich gegenseitig betreut und einander geholfen. Es wurden ungewohnte Schutzausrüstungen verlangt, die nicht alle dabei hatten. Wir tauschten die Ausrüstungen untereinander aus. Und einer, den ich vorher nicht kannte, hat mich das ganze Turnier hindurch gepusht und gefördert. Es war eine grosse gegenseitige Unterstützung da. Ich war zu diesem Zeitpunkt auch am Kränkeln und war an der Grenze. Deshalb gab es gar nicht mehr viel zum Studieren. Ich dachte: Du hast dich so auf diesen Wettkampf vorbereitet, jetzt gibst du nicht auf.
Muss man eine hohe Schmerzgrenze haben, um eine Sportart wie Kickboxen auszuüben?
Ja, ich denke schon. Wenn du dich von einem Schlag beeindrucken lässt und Angst hast, dann hast du verloren. Der Gegner merkt das und dann ist es vorbei. Kicks auf den Oberschenkel und Schläge in die Leber sind sehr schmerzhaft. Ich bekam an der WM an drei Kämpfen Schläge in die Leber. Es stellte mir die Luft für einen Moment ab. Mit der Erfahrung lernt man, das zu verbergen. Man muss dann weggehen und versuchen, die Verletzung zu verstecken, damit die Gegnerin es nicht merkt. Sonst zielt sie sofort wieder auf diesen Punkt. Man muss bereit sein zu beissen, zu schlucken und einfach stehen bleiben.
Sie kommen eigentlich aus einer anderen Kampfsportart, dem Kung Fu. Dann wurden Sie für die Kickbox-Weltmeisterschaft nachnominiert. Wie schwer war dieser kurzfristige Wechsel zum Kickboxen?
Man fokussiert und denkt einfach nur noch an diesen Wettkampf. Ich wusste, ich muss schnell sieben Kilo abnehmen. Ich habe vorher nicht so darauf geachtet und hatte auch im Training ein bisschen nachgelassen. Aber das Gewicht muss einfach runter, sonst kann man nicht antreten, weil man nicht in der richtigen Gewichtsklasse ist. Das Umfeld versteht das manchmal nicht. Ich konnte nicht mit zum Abendessen oder ein Bier trinken. Aber ich mache schon seit 11 Jahren Kampfsport, und das Thema mit dem Gewicht kommt immer wieder. Aber wenn ich ein Ziel vor Augen habe, dann macht mir das alles auch nichts aus.
Das Gespäch führte Antoinette Gloor