Von den rund 200'000 Lernenden in der Schweiz wohnen 1611 im Ausland und haben einen ausländischen Pass.. Die meisten davon zählen die Grenzkantone. Spitzenreiter ist der Kanton Tessin mit knapp 600 ausländischen Lernenden, gefolgt vom Kanton Genf mit 266 und Basel-Stadt mit rund 240. Das zeigt eine Umfrage von «10vor10» bei allen kantonalen Berufsbildungsämter (siehe Grafik).
Dieses Jahr wurden die Zahlen erstmals ermittelt – Vergleichswerte gibt es keine. In den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land geht man von einer Zunahme in den letzten Jahren aus. Grégoire Evequoz, Direktor des kantonalen Amts für Berufsbildung, meldet für Genf stabile Zahlen in den letzten Jahren: «Die Berufslehre ist in Frankreich nur wenig bekannt und entsprechend nicht wertgeschätzt.»
Im Tessin wo heute der Anteil an den ausländischen Lernenden mit fast 7 Prozent am höchsten ist, ist laut Angaben von Claudia Sassi vom Departement für Bildung, Kultur und Sport die Tendenz leicht rückläufg: «Die Betriebe sind sensibilisiert – bei gleichen Bedingungen – Junge, die von der Sekundarstufe 1 direkt herauskommen, zu fördern.»
Bundesrat Schneider-Ammann sieht Potenzial
Noch vor ein paar Jahren klagte die Schweiz über einen Lehrstellenmangel. Heute hat sich die Situation gerade umgekehrt. Statt ein Mangel an Ausbildungsplätzen gibt es einen Mangel an qualifizierten Bewerbern. Aktuell sind laut dem Lehrstellennachweis Lena 7000 Lehrstellen nicht besetzt. Im Ausland ist die Jugendarbeitslosigkeit zum Teil höher.
Dass es in der Schweiz offene Lehrstellen gibt will der Bundesrat Johann Schneider-Ammann ausnutzen, wie er gegenüber «10vor10» sagt: «Warum helfen wir nicht uns und den Ausländer und bieten den ausländischen Jungen diese Lehrstellen an?» Diese Idee widerspricht laut Schneider-Ammann dem Anliegen der Masseneinwanderungsinitative nicht.
Bei den Vertretern der Masseneinwanderungsinitiative stösst diese Idee auf Widerstand. Für den SVP-Fraktions-Chef Adrian Amstutz muss zuerst die Berufslehre in der Schweiz wieder gestärkt werden: «Erst wenn die vorgenannten Hausaufgaben gelöst sind und noch ein Bedarf besteht, kann über die Rekrutierung von Lernenden aus grenznahen Regionen im Rahmen der festgelegten Höchstzahlen und Kontingente diskutiert werden.»