Die Ankündigung der Fusion von Ciba und Novartis am 7. März 1996 kam sehr überraschend – selbst für Jörg Reinhardt, den damaligen Forschungschef von Sandoz und heutigen Novartis-Verwaltungsratspräsidenten. Er erinnert sich: «Am Vorabend der Fusionsankündigung wurden wir zu einer Sitzung eingeladen, ohne zu wissen warum. Erst da erfuhren wir, was bereits während Monaten verhandelt wurde.»
Reinhardt erinnert sich auch an die damals riesigen Befürchtungen, es käme zu einem Kahlschlag in der Region. Kein Wunder: Mit der Bekanntgabe der Fusion kündete das Unternehmen auch an, weltweit 10‘000 Jobs zu streichen, davon über 3000 in der Schweiz. Tatsächlich folgte dann auch ein Stellenabbau. Und Novartis beschäftigt heute noch 13‘000 Leute in der Schweiz, während es damals gemäss Firmengaben 15‘000 waren.
Viele Teilverkäufe und Auslagerungen
Doch der Konzern verkaufte viele Firmenteile oder lagerte Jobs aus an andere Firmen aus. Und viele dieser Stellen gibt es immer noch, respektive die Nachfolgerfirmen haben sogar neue Jobs geschaffen, insgesamt 8165, wie Recherchen von «10vor10» zeigen. Das Ergebnis: Heute gibt es in der Schweiz 21‘165 Angestellte, die ihren Ursprung im Fusionsprodukt Novartis haben, und damit über 6000 mehr als vor 20 Jahren. Gut möglich, dass er sogar mehr sind - oder leicht weniger. Denn die exakten Zahlen können heute nicht mehr mit letzter Sicherheit rekonstruiert werden.
So lagerte Novartis bereits 1997 das Chemiegeschäft in die Ciba Spezialitätenchemie aus, das heute zu BASF gehört und in der Schweiz 1600 Leute beschäftigt. 1999 legten Novartis und der schwedisch-britische Konzern AstraZeneca ihre Agrochemikalien-Sparten zur Syngenta zusammen, wobei Syngenta heute der weltweit zweitgrösste Agro-Konzern ist und in der Schweiz 3290 Personen beschäftigt. Dazu kommen viele weitere Auslagerungen, zuletzt 2014 etwa der Verkauf des Tiergesundheitsgeschäftes an Elanco, einer Division des US-Konzerns Eli Lilly, oder des Impfstoffgeschäfts an GlaxoSmithKline (GSK).
«Fusion ein Glücksgriff für die Schweiz»
«Rückblickend war die Fusion ein grosser Glücksgriff für die Region Basel und die Schweiz», sagt Novartis-Präsident Jörg Reinhardt. Vor allem aber für Novartis selbst: «Ich glaube nicht, dass sich die beiden Firmen alleine ähnlich stark wie Novartis entwickelt hätten.» Denn Grösse sei heute entscheidend, so Reinhardt, etwa bei der Forschung und Entwicklung.
Stellt sich die Frage, wie es heute um den Fusions- und Übernahmehunger von Novartis steht. Nicht zuletzt besitzt Novartis ein Drittel der Aktien am Basler Konkurrenten Roche. Reinhardt gibt sich diplomatisch: „Ich glaube schon, dass sich die Pharmaindustrie in Zukunft weiter konsolidieren wird. Zu welchem Grad Novartis da teilhaben wird, kann ich momentan nicht voraussehen.“