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Tschechien: 3D-Drucker boomen
Aus Rendez-vous vom 26.09.2023. Bild: SRF/Sarah Nowotny
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3D-Drucker aus Tschechien «Man kann alles drucken, einzige Einschränkung ist die Fantasie»

Tschechien ist das Land des dreidimensionalen Drucks. Eine der wichtigsten Firmen für 3D-Drucker sitzt in Prag. Das Ausdrucken von Dingen lernen schon Kinder.

    Es ist seltsam, wie sich die Gründungsmythen von Technologieunternehmen ähneln. Hier die Geschichte von Prusa in Prag: Josef Prusa brach die Uni ab, tüftelte in seiner Garage. Ein paar Jahre später: die Fabrik in Prag, wo jedes Jahr 100'000 3D-Drucker entstehen und in 160 Länder verschifft werden, wo tonnenweise Plastikfaden zum Drucken produziert wird, 750 Angestellte, 2020 tschechischer Unternehmer des Jahres.

    In den alten Prager Fabrikhallen, ziemlich nah am Stadtzentrum, empfängt uns Miriam Sova. Und führt uns in einen Raum, wo es fast so aussieht, als würde ein alter Menschheitstraum wahr.

«Hier sehen Sie 600 Drucker, die alle Drucker drucken», sagt die Marketingfrau. Sie stehen auf langen Regalen, spucken in gleichmässigen Abständen Plastikteile aus. Die Geräte sind nicht viel grösser als der normale Drucker im Büro. Aber gefüttert werden sie mit einem dünnen Plastikfaden, der langsam in ihrem Inneren verschwindet.

Dort schmilzt das Plastik, erklärt Sova, es wird zur formbaren Masse. «Der Drucker trägt dann Schicht um Schicht auf, bis das Modell fertig ist.» Was hier entsteht, klingt also nach der perfekten Maschine, dem Perpetuum mobile, das sich selbst kopiert, auf ewig funktioniert.

Aber die 3D-Drucker sind kein Perpetuum mobile, sie fertigen nur gewisse Teile für neue Drucker, sie brauchen natürlich Energie von aussen. Es wäre sogar günstiger und effizienter, die Druckerteile anders herzustellen, sagen Fachleute.

Kampfjets aus dem Drucker

Das Unternehmen Prusa versteht etwas von Marketing, davon, wie man eine Geschichte erzählt. «Man kann alles drucken, einzige Einschränkung ist die Fantasie», sagt Marketingfrau Sova. Wenn man es sich leisten kann. 1000 Franken kostet ein einfacher 3D-Drucker. In Tschechien ist er inzwischen ein beliebtes Weihnachtsgeschenk für Kinder.

An der Prager Universität öffnet Libor Beránek die Tür einer Vitrine. Der Leiter des Instituts für Maschinenbau zeigt ein Gebiss, das aus dem 3D-Drucker kommt, perfekt geformt nach dem Mund des Patienten. Und dann enthüllt er ein Geheimnis. «Ich weiss gar nicht, ob ich das hier sagen darf, denn es geht um tschechische Kampfflugzeuge. In Tschechien versuchen Hersteller jetzt, Teile aus dem 3D-Drucker in den Jets zu verbauen.» Seine Uni tüftelt mit.

Hilfe für die Ukraine

Während der Corona-Pandemie haben Prusa und andere tschechische 3D-Druck-Unternehmen Hunderttausende Schutzvisiere gedruckt, jetzt während des Ukraine-Kriegs drucken sie Schienen für verletzte Arme und Beine.

Kaum eine andere Technologie könne so schnell und präzise komplizierte Objekte herstellen wie der 3D-Druck, sagt Beránek. Aber andererseits würden die Möglichkeiten auch übertrieben. Wenn davon die Rede sei, dass ein Haus oder ein Auto ausgedruckt worden sei, dann sei das bloss Marketing.

3D-Druck könne sehr teuer werden, wenn man nur wenige Stück brauche. Und er brauche viel Vor- und Nachbereitung. Tschechinnen und Tschechen hätten dafür die Nerven, weil sie schon immer Bastler gewesen seien. «Das kommt aus kommunistischen Zeiten, damals hatten wir nichts und machten alles selbst.»

Ihr Vater sei jedes Wochenende im Bastelraum verschwunden, sagt auch Prusa-Marketingfrau Sova. «In Tschechien werfen wir alte Sachen nicht gerne weg, Staubsauger zum Beispiel.» Lieber repariere man – und dafür liessen sich mit dem 3D-Drucker Ersatzteile ausdrucken.

Rendez-vous, 26.09.2023, 12:30 Uhr

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