- Die meist gegessene Frucht der Welt ist vom Aussterben bedroht.
- Kommerziell produzierte Bananen sind alle von der gleichen Sorte, der «Cavendish».
- Ein Pilz verbreitet sich weltweit in den Monokulturen, infiziert Stauden und vernichtet ganze Plantagen.
- Wissenschaftler suchen nach einer neuen, resistenten Bananen-Sorte.
Maricar Salacinas kämpft gegen einen übermächtigen Feind. Die philippinische Mikrobiologin versucht auf der Insel Mindanao mit Plastikfolien einen Pilz einzudämmen, der Bananenplantagen weltweit bedroht. Sie breitet die Folien auf dem Boden aus.
Das Plastik soll dem Pilz im Boden die Luftzufuhr abschneiden, sagt Maricar Salacinas: «Der Pilz TR4 sitzt in der Erde. Er befällt die Pflanze in der Wurzel und wandert den Stamm hinauf. Dort verhindert er, dass die Pflanze mit Wasser versorgt wird.»
Milliarden identischer Klone
Die Bauern versuchen es mit mehr und mehr Chemie. Doch Pestizide kommen dem Pilz nicht bei. Auch das Abfackeln von Sägemehl am Boden nützt nichts. Die Pilzsporen überleben die Hitze. «Selbst 50 Jahre nach dem Tod der Bananenpflanze kann TR4 noch leben und neue Bananenpflanzen besiedeln», so Maricar Salacinas.
TR4 ist der Schrecken der Industrie. Denn: Was eine Banane krank macht, macht alle krank. Der Grund ist die Vermehrung der essbaren Bananen ohne Samen. Stauden bilden Schösslinge aus mit identischen Genen, Klone also. Auf den Plantagen weltweit stehen Milliarden identischer Zwillinge derselben Bananen-Sorte – der Sorte Cavendish.
Unaufhaltsam ausgebreitet
Wissenschaftler haben die Seuche 1990 erstmals in Asien nachgewiesen. Danach in Australien, Arabien und Afrika. Inzwischen hat TR4 Plantagen in zehn Ländern befallen. Derzeit sind die Herkunftsgebiete der in der Schweiz verkauften Bananen in Lateinamerika noch nicht betroffen.
Die Ausbreitung bei der Cavendish-Banane weckt jedoch böse Erinnerungen an die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Damals beherrschte die Sorte Gros Michel den Bananenhandel im Westen. Bis ein enger Verwandter des Pilzes TR4 die Plantagen befiel und sich unaufhaltsam ausbreitete.
400 Millionen Menschen betroffen
Ursprung war damals Panama – Deshalb nennt man den Pilzbefall salopp auch «Panama-Krankheit». Anfang der 60er-Jahre war die Sorte Gros Michel für den Handel nicht mehr brauchbar. Ersetzt wurde sie durch eine neuen Einheitssorte, der Cavendish-Banane, die heute von einer neuen Variante der Panama-Krankheit bedroht ist.
Die Welternährungsorganisation FAO warnt vor enormen und bedrohlichen Konsequenzen, wenn sich die Panama-Krankheit weiter ausbreitet. 400 Millionen Menschen weltweit sind von der Banane als Einkommensquelle oder als Grundnahrungsmittel abhängig. Deshalb hat sie ein globales Programm zur Eindämmung der Pilzseuche ins Leben gerufen.
Suche nach neuen Bananen
Schon heute suchen Wissenschaftler rund um den Globus nach neuen, resistenten Sorten. Es gibt zwar rund 1500 Bananen-Sorten weltweit. Trotzdem ist die Suche nach einer neuen, handelbaren Banane sehr schwierig, erklärt Harold Meijer von der niederländischen Universität Wageningen.
«Es gibt Bananen die sind resistent gegen TR4, aber das sind keine essbaren Sorten. Oder sie lassen sich nicht gut transportieren, reifen nicht gut oder sehen nicht wie gewünscht aus. Eine Banane zu finden, die all diese Kriterien erfüllt. Das dauert lange», so der Forscher.
Sortenvielfalt statt Einheitssorte
Forscher in Taiwan haben erste Erfolge vermeldet mit einer Mutation der Cavendish-Banane. Zugleich müsse sich die Industrie aber umstellen. Monokulturen bleiben anfällig für Krankheiten. Deshalb plädieren die Forscher auch für ein Umdenken auf den Plantagen der Zukunft: Sortenvielfalt statt Einheitssorte.
Archivperle: Der Film «Journey to Banana Land» aus dem Jahre 1950 zeigt anhand von animierten Diagrammen und Fotografien die wichtigsten Phasen der Bananenkultur: