- Die grösste Schweizer Autoimporteurin Amag übernimmt die Solothurner Energiefirma Helion, die auf Photovoltaik, Wärmepumpen und E-Mobilität spezialisiert ist.
- Mit der Übernahme möchte Amag künftig den Strom für die verkauften Elektrofahrzeuge selbst produzieren und nach eigenen Angaben zur führenden Anbieterin von nachhaltiger Mobilität werden.
- Ausserdem erschliesst die Amag mit der Firmenübernahme ganz neue Geschäftsfelder, wie die Zwischenspeicherung von elektrischer Energie im grossen Stil.
- Alle 450 Angestellten von Helion werden von der Amag übernommen.
Die Zahl der batteriebetriebenen Autos auf Schweizer Strassen wächst. Mittlerweile ist bereits jedes siebte neu verkaufte Auto ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug. Um mit diesem stark wachsenden Geschäftsfeld Fuss zu fassen, übernimmt die grösste Schweizer Autoimporteurin Amag die Energiefirma Helion. Dadurch will die Amag künftig nicht nur Elektroautos verkaufen, sondern auch den dafür benötigten Strom selbst produzieren.
Dank der Helion-Übernahme könne man den Kunden eine Komplettlösung aus einer Hand anbieten, schreibt die Amag am Dienstag in einer Mitteilung. Zudem ergäben sich mit der wachsenden Zahl von Elektroautos auch neue Geschäftsmodelle für die Zukunft, dass zum Beispiel Autobatterien als Zwischenspeicher für elektrische Energie eingesetzt werden können.
Das neue Energiegeschäft wird innerhalb der Amag-Gruppe künftig als eigenständige Sparte geführt. Amag übernimmt sowohl die bisherige Geschäftsführung der Helion sowie alle 450 Angestellten.
Zuletzt stand Helion allerdings in der Kritik. Aufgrund der grossen Nachfragen nach Solaranlagen hatte das Unternehmen erhebliche Probleme mit dem Kundendienst. Helion hat sich darauf öffentlich entschuldigt und Besserung gelobt.
Für die Amag dürfte sich die Übernahme langfristig lohnen
Die Expansion in den Energie-Infrastruktur-Bereich macht für die Amag durchaus Sinn. Schon heute laden viele E-Auto-Fahrerinnen und -fahrer ihr Fahrzeug mit einer eigenen Solaranlage, und dieser Trend wird sich in Zukunft wohl verstärken. Mit der Übernahme von Helion, der Schweizer Marktführerin bei der Installation von Solaranlagen, kann die Amag künftig E-Autos und alles, was dazugehört, verkaufen, also auch Stromproduktionsanlagen, Strom und Ladestationen.
Daneben sieht die Amag grosses Potenzial darin, Autobatterien künftig als Zwischenspeicher für elektrische Energie zu brauchen. Auch wenn das heute noch nicht wirklich möglich ist, seien die Möglichkeiten hier gross, erklärte Amag-Chef Helmut Ruhl an einer Medienkonferenz am Dienstagvormittag: «Grosse und vernetzte Batterien in Autos werden künftig als dezentrale Speicher und Puffer eine Rolle im Energiesystem spielen zur Verbesserung der Stabilität des Netzes.» In diesem Bereich habe Helion mit seinen Energie-Management-Systemen eine Kernkompetenz.
Ruhl rechnet damit, dass bis 2030 mindestens 400'000 Elektrofahrzeuge aus der Amag-Gruppe auf Schweizer Strassen unterwegs sein werden. Diese Fahrzeuge alleine hätten eine eindrückliche Speicherkapazität: «Die von uns in Betrieb gebrachten batterieelektrischen Fahrzeuge werden 2030 eine Kapazität von über 5000 Megawatt haben, das ist fünfmal mehr als das Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern liefert.» Gut möglich, dass die Amag dereinst mit diesen Kapazitäten lukrative, neue Geschäftsmodelle anbieten kann.