Er will mit seinen Kunden langfristige Beziehungen pflegen. Und etwas zu versprechen, dass man nicht halten kann, ist überhaupt nicht seine Sache. «Das, was wir machen, müssen wir verstehen. Und wenn wir etwas tun, hinter dem wir nicht seriös stehen können, dann tun wir es nicht», sagt Anton Gunzinger, Gründer und Inhaber von Super Computing Systems, SCS.
Über 80 Elektroingenieure, Physiker und Software-Entwickler arbeiten inzwischen im Unternehmen im Zürcher Technopark, das der ETH-Professor und Computerwissenschaftler 1993 gegründet hat. Frauen sind noch deutlich in der Unterzahl: Nur 10 Prozent aller Mitarbeitenden sind weiblich. Von den Hochschulen kämen nur wenige und um die würden sich alle reissen. Die Firma habe darum kürzlich einen speziellen Anlass für Hochschulabsolventinnen organisiert, um an potenzielle Mitarbeiterinnen heranzukommen.
«Billig bedeutet nicht einfach besser»
Im globalen Arbeitsmarkt sieht Anton Gunzinger denn auch die grössten Risiken für sein Unternehmen. Die Hard- und Software-Branche ist äusserst wettbewerbsintensiv, die Konkurrenz international. Ein Ingenieur in der Schweiz kostet so viel wie zehn in Indien und vierzig in China.
Eine Verlagerung des Unternehmens oder Teile davon ins Ausland kommt für Anton Gunzinger bis heute nicht in Frage. «Ich möchte gerne zeigen, dass wir in der Schweiz durchaus in einem sehr kompetitiven Markt wettbewerbsfähig sind. Das ist für mich ein Anliegen. Es geht einfach auch darum, zu zeigen, dass billig nicht einfach besser bedeutet», sagt er im Interview mit «ECO».
Und das scheint zu funktionieren. Denn die Firma ist über die Jahre personell stetig gewachsen und wird in absehbarer Zeit über 100 Angestellte beschäftigen.
Herzensthemen Mobilität und Energieverbrauch
Seine Firma liegt Anton Gunzinger am Herzen. Doch das ist nicht alles. Vor anderthalb Jahren ist er zum ersten Mal Grossvater geworden. Deshalb will er bewusst auch Zeit mit seinem Enkel verbringen. Alle zwei Wochen gibt es darum einen Grosspapa-Enkel-Tag, den er initiiert hat.
«Meine grösste Sorge ist, dass wir die Umwelt so schlecht hinterlassen, dass unsere Nachkommen diese gar nicht mehr in Ordnung bringen können, dass sie viel schlechtere Bedingungen haben werden als wir.» Mobilität und Energieverbrauch sind Themen, die ihn seit Jahren an- und umtreiben. Der streitbare Computerwissenschaftler plädiert entgegen offizieller ETH-Haltung für einen Ausstieg aus der Atomenergie und für einen Umstieg in erneuerbare Energien.
Seine Botschaften vertritt er - gegen Honorar- regelmässig in öffentlichen Auftritten. Pointiert, aber analytisch fundiert. Die politischen Gegenspieler stösst er damit nicht selten vor den Kopf. Aber Anton Gunzinger vermag zu überzeugen: «Mein grösstes Kompliment, das ich bekommen habe war, dass nach dem Vortrag einer kam und sagte: Ich muss zugeben, dass ich SVP bin und bis anhin dachte ich, Atomkraftwerke seien die Lösung. Nach deiner Rede muss ich dies aber ich revidieren.»
2016 wird Anton Gunzinger 60 Jahre alt. Was seine Firma betrifft, ist er daran, sein Ausscheiden vorzubereiten. «Im Prinzip beginne ich, meinen Abgang zu designen. Das hat mit der neuen Organisation zu tun. Wie müsste diese aussehen, dass es ohne mich weitergehen kann?», überlegt er.
Ob er sich also so langsam überflüssig mache? «Ja. Ich rationalisiere mich weg.»