Vor vier Jahren markierte Griechenland den Anfang der europäischen Schuldenkrise und wurde zur Buhnation. Jetzt ist das Land bei Investoren wieder salonfähig.
Athen konnte erfolgreich eine fünfjährige Staatsanleihe platzieren. Das Angebot sei am Kapitalmarkt auf riesiges Interesse gestossen, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Evangelos Venizelos. Die Investoren rissen sich um die Anleihe, sie sei rund achtfach überzeichnet worden. Laut dem in Griechenland lebenden Wirtschaftsjournalisten Gerd Höhner war die Anleihe im Umfeld der niedrigen Zinsen im Euro- und Dollarraum sehr attraktiv.
Anleger mit fünf Prozent Zins zufrieden
Mit der Anleihe nahm Griechenland drei Milliarden Euro ein, wie das Finanzministerium mitteilte. Das ist mehr als Analysten erwartet hatten und 500 Millionen Euro mehr als die Regierung anstrebte.
Die Staatsanleihe bringt den Anlegern eine Rendite von 4,75 Prozent. Das ist überraschend wenig für ein Krisenland. Denn mitten in der Schuldenkrise, als die Anleger Griechenland am Abgrund sahen, verlangten sie zeitweise über 30 Prozent Zins für ihr Geld. Experten hatten mit einem Zins zwischen 5 und 5,5 Prozent gerechnet.
Testlauf für weitere Anleihen
Doch die 4,75 Prozent, die Griechenland nun bezahlen muss, sind immer noch deutlich mehr als die Zinsen für die internationalen Hilfskredite. Für diese liegen sie bei etwa 2 Prozent. Derzeit wird Griechenland mit zwei internationalen Kreditpaketen vor der Pleite bewahrt. Mit der nun herausgegebenen Anleihe wollte das Land das Interesse der Anleger testen, bevor er sich wieder vollständig über den Kapitalmarkt finanziert.
Zeit für Griechenland ist günstig
Die grosse Nachfrage nach der Anleihe des griechischen Staates ist laut Venizelos ein Beleg dafür, dass die Schuldenlast des Landes tragfähig ist. Das grosse Interesse der Investoren hat allerdings auch viel damit zu tun, dass diese wieder viel risikofreudiger sind. Zudem suchen sie Alternativen für Geldanlagen ausserhalb der Schwellenländer, die wegen der Auswirkungen der amerikanischen Geldpolitik in Ungnade gefallen sind.
Britisches Recht grenzt Risiko ein
Und nicht zuletzt gibt Griechenland neue Anleihen unter britischem Recht heraus. Damit sind die Risiken für die Anleger laut Höhner überschaubar. Sie müssen keinen Schuldenschnitt befürchten. Ihr einziges Risiko ist der Bankrott Griechenlands. Dieser sei jedoch politisch nicht gewollt, so Höhner.
Die Anleger mag auch milde gestimmt haben, dass die griechische Wirtschaft nach sechs Jahren Rezession dieses Jahr erstmals wieder wachsen soll. Mit prognostizierten 0,6 Prozent stehe das Wachstum allerdings noch auf sehr wackligen Beinen, sagt Höhner. Doch dann soll es sich bis 2016 rasch auf fast 4 Prozent beschleunigen.