Normalerweise muss man beim Schuldenmachen Zinsen bezahlen. Doch wegen der Negativzinsen, welche die Schweizerische Nationalbank vor gut einem Jahr eingeführt hat, lohnt sich das Schuldenmachen für den Bund derzeit sogar. Denn der Bund ist ein guter Schuldner, weshalb Anleger bereit sind, ihm Geld zu leihen und dafür sogar noch zu bezahlen.
«Wenn wir uns kurzfristig verschulden, profitieren wir von den Negativzinsen», erklärt Serge Gaillard, Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung. Jede Woche nimmt der Bund für drei bis sechs Monate über eine Anleihen-Auktion Geld auf. Diesen Dienstag waren es 892,14 Millionen Franken. Dank der Negativzinsen wird der Bund in drei Monaten aber nur 890 Millionen Franken zurückzahlen. Der Gewinn: rund 2,14 Millionen Franken.
Mit diesem Vorgehen konnte der Bund im Jahr 2015 insgesamt 73,5 Millionen Franken einnehmen, wie die Eidgenössische Finanzverwaltung gegenüber der «Tagesschau» erklärt. Und seit Anfang 2016 sind es bereits wieder 16 Millionen Franken. Diese sogenannten Geldmarktbuchforderungen mit Laufzeit von drei bis sechs Monaten bringen dem Bund also viel Geld ein.
Sinkende Zinslast
Schuldzinsen muss der Bund aber trotzdem noch zahlen, und zwar auf langfristigen Anleihen, darunter solche mit einer Laufzeit von 50 Jahren. Diese hat der Bund zudem grösstenteils vor mehr als einem Jahr vergeben, als es noch keine Negativzinsen gab.
Die jährliche Zinslast des Bundes wird insgesamt aber immer kleiner. Denn einerseits ist das Zinsniveau schon seit längerer Zeit tief. Zudem baut der Bund seit Jahren auch kontinuierlich seine Schulden ab. So bezahlte er im vergangenen Jahr 1,38 Milliarden Franken an Zinsen für seine rund 104 Milliarden Schulden. Zum Vergleich: 2006 betrug die Zinslast noch 3,99 Milliarden Franken bei damals 124 Milliarden Franken Schulden.
Negativzinsen haben auch Nachteile
Ewig will der Bund aber nicht vom gewinnbringenden Schuldenmachen profitieren. Denn das aktuelle Umfeld hat auch Nachteile. «Es war der starke Schweizer Franken, der zu den Negativzinsen geführt hat. Dieser hat das Wirtschaftswachstum in der Schweiz stark gebremst», gibt Serge Gaillard zu bedenken. Und dies habe wiederum dazu geführt, dass der Staat deutlich weniger Steuereinnahmen erzielen konnte.