Seit seinem Amtsantritt im Juli wird darüber spekuliert, in welche Zukunft der neue CEO Tidjane Thiam die Credit Suisse führen wird. Nun greift er rigoroser durch als erwartet.
Ein grosses Sparprogramm soll bis Ende 2018 3,5 Milliarden Franken Einsparungen bringen. Das riskante Investmentbanking, das im dritten Quartal einen Verlust von 125 Millionen einfuhr, wird zurückgefahren. Hier will Thiam künftig deutich weniger Kapital einsetzen; den Standort London gibt er praktisch auf.
Um die Bilanz weiter zu stärken, wird die CS neues Eigenkapital in der Höhe von 6 Milliarden. Gegenüber Radio SRF begründet Thiam diese Kapitalerhöhung damit, dass sich das regulatorische Umfeld geändert habe. Geld generiert der CS-Chef auch, indem er etwa das wenig rentable Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA an Wells Fargo verkauft.
5000 Stellen weltweit abbauen
Betroffen vom grossen Sparprogramm sind laut Thiam 1600 Stellen in der Schweiz. Sie sollen in den kommenden drei Jahren abgebaut werden. Thiam zeigte sich zuversichtlich, dass dies zum grossen Teil über die natürliche Fluktuation geschehen kann.
Weltweit streicht die Grossbank 5000 Stellen. Vor allem das Geschäft in den USA wird verkleinert, weil es in der derzeitigen Grösse nicht konkurrenzfähig ist.
Die Kosten für den Konzernumbau beziffert Finanzchef David Mathers auf insgesamt 1,3 Mrd. Franken. Darüber hinaus kommen weitere Belastungen auf die CS zu: Im Investmentbanking sei mit einem substantiellen Abschreiber zu rechnen.
Auch Top-Manager müssen gehen
Thiam baut die Konzernführung fast komplett um: Er schart teilweise ehemalige Weggefährten um sich. Sie sollen die heute präsentierten Ziele erreichen.
Der bisherige Chef des Schweizer Geschäfts, Hans-Ulrich Meister, muss gehen. Das Schweizer Geschäft soll in einer eigenen Einheit an die Börse gebracht werden, und die globale Führungsstruktur wird umgebaut. Mit Meister müssen drei weitere Top-Manager die Bank verlassen.
Weniger Gewinn erzielt
Die CS hat im dritten Quartal einen Gewinn von 780 Millionen Franken erzielt; das ist etwas weniger als im Vorquartal und auch im Vergleich zum Vorjahr.
Zufrieden ist die CS mit dem Nettoneugeldzufluss von 16,4 Milliarden Franken. Dieser ist höher als in den beiden Quartalen zuvor.
Bankenpersonal sorgt sich
«Bereits in den letzten Jahren hat die CS 2300 Stellen abgebaut, deshalb machen uns die weiteren 1600 Stellen nun schon Sorge», sagt Denise Chervet vom Bankenpersonalverband. Immerhin habe die CS in der Vergangenheit ein gutes Begleitprogramm für die Betroffenen auf die Beine gestellt. So hätten etliche von ihnen denn auch eine neue Stelle innerhalb der Bank gefunden.
Aber: «Wir erwarten, dass die CS ihre soziale Verantwortung wahrnimmt», so Chervet weiter. Denn die Begleitmassnahmen der CS würden keine Geldleistungen wie etwa finanzielle Abfindungen vorsehen. Vor allem für ältere Betroffene über 50 Jahren könne es schwierig werden, eine neue Stelle zu finden.
Anleger reagieren enttäuscht
Die Aktien der Credit Suisse notieren gegen 13 Uhr zwar weiter mit deutlichen Abgaben, haben sich aber vom Tiefstkurs etwas erholt. Die Aktie lag noch mit rund 2 Prozent im Minus. Neben den enttäuschenden Zahlen für das dritte Quartal beurteilen die Analysten die neue Strategie zumindest in ihren ersten Reaktionen zurückhaltend. SRF-Wirtschaftsredktor Christian Kolbe verweist zudem auf den geplanten Börsengang des Schweizer Geschäfts, der die Börse überrascht habe.