Seit ihrer Gründung 1904 stellt die Firma Oris im Baselbieter Dorf Hölstein mechanische Uhren her. Mit Erfolg, wie Co-Chef Rolf Studer sagt: «Wir konnten in den letzten zwei Jahren deutlich gewinnen. Es war eine anspruchsvolle Zeit, aber wir sind ganz zufrieden.» Bei anderen Herstellern ist von Krisenjahren die Rede.
Oris nicht von Rückgang betroffen
In den vergangenen zwei Jahren wurden massiv weniger Uhren verkauft. Die Exporte sackten auf das tiefste Niveau seit 2011. Und das neue Jahr hat nicht besser angefangen. Im Februar fielen die Exporte um weitere zehn Prozent; es war der zwanzigste Monat in Folge mit einem Rückgang.
Weshalb kann sich Oris diesem Abwärtstrend entziehen? Qualität und Preis müssten stimmen, sagt Studer: «Wir haben seit Anbeginn eine hervorragend gemachte mechanische Uhr angeboten, zu einem Preis, den man sich als arbeitender Mensch auch leisten kann. Und das war in letzter Zeit in der Schweiz, aber nicht nur hier, sehr gefragt.»
Zwischen 1500 und 5000 Franken kosten Uhren der Marke Oris. Daran hat sich auch in den Boom-Jahren nichts geändert. Oris habe die Preisexzesse nicht mitgemacht, als alle dachten, es könne nur aufwärts gehen und auf Luxusuhren mit Gold und Diamanten setzten. «Wenn man über Schweizer Luxusuhren spricht, ist man bald im fünfstelligen Bereich. Aber eigentlich sind schon 2000 Franken für eine Uhr sehr viel Geld. Das haben viele Leute vergessen», gibt Studer zu bedenken.
Eigentlich sind schon 2000 Franken für eine Uhr sehr viel Geld. Das haben viele Leute vergessen.
«Wir haben uns auf den Bereich fokussiert, in dem wir immer stark waren, und das hat uns entsprechend geholfen.» So muss das Unternehmen nun – im Unterschied zu anderen Anbietern – seine Preise nicht senken, um konkurrenzfähig zu bleiben, trotz des starken Frankens. Ebenso mussten keine Stellen gestrichen werden.
Oris beschäftigt 140 Angestellte, davon 60 am Hauptsitz in Hölstein. Umsatz- und Gewinnzahlen gibt die Firma nicht preis. Das muss sie als private Firma auch nicht.
Unabhängigkeit als grosses Plus
Das ist nach Ansicht von Co-Chef Studer ein weiterer Vorteil: Oris sei unabhängig und werde von den Inhabern geführt, nicht von Börsen-Analysten: «Wir nennen das ‹the luxury of common sense›, dass wir das Richtige tun können, und nicht das, was von uns erwartet wird.»
Oris müsse nicht den Quartalsresultaten hinterherspringen, sondern könne sich breit aufstellen, um in Krisenzeiten gut mit dabei zu sein, so Studer. «Vielleicht ist dann der Boom nicht so stark, wenn es bei anderen gut läuft, aber dafür ist dann auch die Delle nicht so tief.»
Oris ist in Europa, Amerika und Asien präsent und hat mehrere 100 Uhrenmodelle im Angebot. Das ist viel für eine kleine Firma, aber bewährt sich: Läuft es in einem Land mal weniger gut oder ist ein bestimmtes Modell weniger gefragt, lässt sich das einigermassen auffangen. Das garantiert Stabilität, gerade in schwierigen Zeiten.