Drei von zehn Sitzen für die Frauen? Die Realität in den Schweizer Sitzungszimmern sieht anders aus. In den Verwaltungsräten der hundert grössten Schweizer Unternehmen sitzt nur auf jedem siebten Sessel eine Frau; in den Geschäftsleitungen sind es noch weniger. Und gerade mal drei von hundert Grossunternehmen werden von einer Frau geführt, wie der Unternehmensberater Guido Schilling in seinem diesjährigen Report vorrechnet.
Veränderungen in den Firmen nötig
Es gibt also noch viel aufzuholen, und es gibt in der Tat auch Unternehmen, die einiges tun. So etwa Ikea: Beim Schweizer Ableger des schwedischen Möbelhauses stellen die Frauen die Hälfte der Kaderpositionen.
An der Spitze sitzt eine Frau, Simona Scarpaleggia. In einigen Ländern sei die Quote hilfreich gewesen, um den Anteil der Frauen im Verwaltungsrat zu erhöhen, sagt sie. «Doch das alleine reicht nicht. Die entscheidenden Veränderungen müssen In den Unternehmen selber geschehen.» Es brauche ein Arbeitsumfeld, in dem Frauen weniger Hindernisse auf dem Weg nach oben vorfänden.
Man habe zum Beispiel versucht, bei der Auswahl von Kader-Kandidaturen auf anonymisierte Lebensläufe zu setzen, damit man nicht wisse, ob sich eine Frau oder ein Mann bewerbe, sagt Scarpaleggia. Denn heute könne sich kein Unternehmen mehr leisten, auf der Suche nach den besten Führungskräften auf Frauen zu verzichten.
Gemischte Teams sind erfolgreicher
Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine Untersuchung der Credit Suisse bei weltweit 3000 Unternehmen. Demnach sind Aktienkurs und Rendite im Durchschnitt spürbar besser bei Unternehmen mit gemischten Management-Teams und Verwaltungsräten.
«Wenn auch Frauen in Frontfunktionen engagiert sind, dann ist das ein Signal, dass das Unternehmen erfolgreich ist», sagt Cinzia de Martin-Bär von der Personalabteilung der Credit Suisse Schweiz. Gemischte Teams seien produktiver und würden besser arbeiten
Auch werde durch die Frauen der Talentpool vergrössert. Und: «Die Frauen haben ausserdem eine Sicherheitsfunktion: sie gehen weniger Risiken ein.» Schliesslich sage man ja auch, die Finanzkrise von 2007/2008 wäre möglicherweise weniger drastisch ausgefallen, wenn man «Lehman-Sisters» gehabt hätte, statt «Lehman-Brothers».
Andere Länder sind schon weiter
Trotzdem setzt man auch bei der Credit Suisse nicht auf Frauenquoten. Vielmehr versucht man, durch gezielte Massnahmen das Arbeitsumfeld frauenfreundlicher zu gestalten. So sollen mehr Frauen bei der Bank arbeiten und so wird auch das Reservoir an möglichen Kandidatinnen für Kaderstellen grösser.
Im CS-Topkader sind zurzeit 16 Prozent, im Verwaltungsrat 2 von 13 Sitzen von Frauen besetzt. Damit liegt die Grossbank leicht über dem Schweizer Durchschnitt. Weltweit allerdings liegen die Schweizer Unternehmen im hinteren Mittelfeld, das zeigt die CS-Studie. Unsere Nachbarländer oder die USA haben zum Teil deutlich mehr Frauen im Top-Management und in den Verwaltungsräten.