Der Fachkräftemangel ist ein Dauerthema in der Schweizer Politik. Firmen greifen deshalb oft auf ausländische Fachpersonen zurück. Dies dürfte sich bald ändern: Zwar ist noch nicht sicher, wie die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt wird, klar ist hingegen, dass in Zukunft weniger ausländische Arbeitskräfte in die Schweiz kommen dürfen. Ältere Menschen sollen deshalb länger erwerbstätig bleiben. Die Realität sieht aber anders aus: Gerade bei Schweizer Firmen gehen viele Berufstätige frühzeitig in Pension.
Gemäss einer Studie von «Metrobasel» sind es vor allem «Softfaktoren», welche die Arbeitnehmende dazu bewegen, sich frühzeitig aus dem Erwerbsleben zu verabschieden. «Man findet die Arbeit nicht ausreichend interessant, sie ist nicht auf die Fähigkeiten zugeschnitten und man erfährt zu wenig Wertschätzung», sagt die Studienautorin Monika Engler. Kurz: Die Arbeit sei zu belastend. Finanzielle Aspekte hingegen seien eher zweitrangig.
Man findet die Arbeit nicht ausreichend interessant, sie ist nicht auf die Fähigkeiten zugeschnitten und man erfährt zu wenig Wertschätzung
Speed-Dating für ältere und jüngere Mitarbeitende
Auch bei Novartis war der Anteil an Frühpensionierungen im Jahr 2015 hoch. Nur gerade 10 Prozent der Mitarbeitenden arbeiteten bis zum regulären Pensionsalter. Das habe individuelle Gründe, sagt Thomas Bösch, Personalleiter Novartis Schweiz. Während die Produktionsmitarbeiter einfach müde seien und sich deshalb pensionieren liessen, wollen Mitarbeitende der Forschung und Entwicklung oft etwas Neues anfangen, etwa ein Startup unterstützen oder ein eigenes Unternehmen gründen.
Novartis versuche deshalb, Rahmenbedingungen zu schaffen, unter welchen sich auch die älteren Mitarbeiter weiter in das Unternehmen einbringen möchten. «Wir haben beispielsweise eine Art Speed-Dating eingeführt, bei welchem sich ältere und jüngere Mitarbeitende austauschen und voneinander lernen können», sagt Bösch. Ältere Mitarbeitende sollen sich so mehr wertgeschätzt fühlen.
Mehr Eigeninitiative und mehr Freiraum
Wertschätzung gegenüber der Mitarbeitenden ist also wichtig. Studienautorin Engler rät den Firmen, ihren Mitarbeitenden einen grösseren Spielraum bei der Gestaltung ihres Arbeitsalltags anzubieten. «Die Unternehmen müssen stärker auf die Eigeninitiative ihrer älteren Mitarbeitenden setzen», sagt Engler. «Denn wenn die Mitarbeitenden den nötigen Freiraum haben, versuchen sie selber, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und suchen sich die Aufgaben, die zu ihren Fähigkeiten passen». Diese Eigeninitiative zuzulassen, brauche allerdings Mut von Seite der Unternehmen.