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Geschichte rund um den einstigen Flüchtlingsbub Dadvan Yousuf bekommt Risse
Aus Wirtschaft vom 17.02.2022.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 17 Sekunden.

Krypto-«King» Dadvan Yousuf Der Krypto-«Milliardär» und seine fragwürdigen Transaktionen

Seit Monaten präsentiert sich Dadvan Yousuf in Medien als Flüchtlingsbub, der in der Schweiz dank Kryptowährungen steinreich wird. Mit seiner Geschichte will er Millionen für seine Geschäftsidee sammeln. Doch: Rund um seine Story gibt es Ungereimtheiten, wie Recherchen von «SRF Investigativ» zeigen.

Die Geschichte, die Dadvan Yousuf erzählt, tönt gut: Der Flüchtlingsbub aus dem Irak, der als 11-Jähriger sein Spielzeug verkauft, Bitcoin kauft und heute steinreich ist. Mit dieser Story schafft es Yousuf in die grossen Schweizer Zeitungen und auch ins Programm von SRF. Doch: Die Geschichte ist zumindest in Teilen falsch und sein Vorgehen fragwürdig.

«Verdächtige Transaktionen»

Mehrere ein- und ausgehende Transaktionen bei Dadvan Yousuf werfen gemäss einer zuverlässigen Quelle Fragen auf. Sie zeigt «SRF Investigativ» Transaktionen von Dadvan Yousuf an Krypto-Adressen, die auf schwarzen Listen stehen und vor denen auf Krypto-Plattformen gewarnt wird. In Warnungen, die «SRF Investigativ» vorliegen, wird von Betrügern, Terrorfinanzierung und Verbindungen etwa nach Russland und in die Ukraine gesprochen. Solche Transaktionen seien verdächtig, so die Quelle.

Dadvan Yousuf sitzt an einem Tisch.
Legende: Die Erfolgsstory von Dadvan Yousuf weist Ungereimtheiten auf. SRF

Was sagt Dadvan Yousuf zu diesen Transaktionen? «Ich kann nicht nachvollziehen, was Sie da anfragen», schreibt er via seinen Anwalt. Er benütze Anonymisierungstechniken, durch welche es SRF nicht möglich sei, zu wissen, welche Krypto-Adressen ihm gehörten. «SRF Investigativ» hatte jedoch Einsicht in Dokumente, die mehrere Adressen von Dadvan Yousuf zeigen.

Ungereimtheiten rund um Bitcoin-Kauf

Fragen wirft auch Yousufs Geschichte rund um den Kauf der ersten Bitcoin auf. Mit elf Jahren will Yousuf 2011 mit der Kreditkarte seines Vaters seine ersten Bitcoin gekauft haben. In der Handelszeitung gibt Yousuf an, diese über die Plattform Mt.Gox gekauft zu haben. Nur: Der Kauf von Bitcoin mit Kreditkarte war dort 2011 gar nicht möglich.

Die Idee von Dadvan Yousuf

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Im Frühjahr 2021 gründet Dadvan Yousuf die Dohrnii-Stiftung. Er will eine Plattform bauen, auf der sich Krypto-Interessierte Wissen über diese relativ neue Welt aneignen können – um, wie er, reich zu werden. Um Kapital für seine Idee zu sammeln, lanciert er ein sogenanntes «Initial Coin Offering» – ein ICO.

Ein ICO ist mit einem Börsengang zu vergleichen. Der Unterschied: Bei einem Börsengang werden für den Verkauf von Firmenanteilen Aktien herausgegeben, bei einem ICO werden sogenannte Token verkauft.

Im Rahmen seines ICOs gibt Dadvan Yousuf Dohrnii-Token heraus. So will der junge Iraker Millionen sammeln und wirbt um Gelder von Privatanlegern. Wie viel Geld effektiv schon zusammengekommen ist, ist nicht nachvollziehbar.

Gegenüber SRF gibt Yousuf an, er habe die Bitcoin bei der Plattform Virwox gekauft – nicht bei Mt.Gox. Die «Handelszeitung» habe seine Aussage «falsch wiedergegeben». Yousuf habe das Interview vor der Veröffentlichung gelesen und freigegeben, schreibt dagegen die «Handelszeitung» auf Anfrage.

Das Interview wurde in diesem Wortlaut von Herrn Yousuf vor der Publikation autorisiert.
Autor: Handelszeitung

Bei Virwox konnten 2011 tatsächlich Bitcoin via Paypal mit Kreditkarte gekauft werden. Yousuf will im Frühjahr 2011 bei Virwox Bitcoin gekauft haben. Bis Ende April war das bei Virwox aber nicht möglich. Und zwischen Mai und Juni lag der Preis bei der Handelsplattform die allermeiste Zeit massiv über dem von Yousuf angegebenen Preis.

Yousuf schreibt auf Anfrage, die Archivpreise repräsentierten nicht die tatsächlich gezahlten Preise. Es habe immer wieder wenige Minuten dauernde Kursstürze gegeben. In der Handelszeitung gibt er als Erklärung hingegen an, er habe damals anstatt mit Euro, wie angegeben, mit Dollar bezahlt. Deshalb stimme die Rechnung nicht.

Widersprüchliche Aussagen rund um Lehrabschluss

Mal behauptete Yousuf, es hätten ihm Leute geraten, die Lehre abzubrechen, doch er habe abgewunken. «Es ist ein Privileg, einen Lehrabschluss zu haben.» Später sagte er gegenüber SRF, er habe seine Lehre nicht abgeschlossen, obwohl es notentechnisch gereicht hätte, «da ich zu wenig Präsenzzeit erfüllte, um ein Abschlusszeugnis zu erhalten». Beide Aussagen sind nicht korrekt.

Abschlussnote von 2.3

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Yousuf hatte eine durchschnittliche Abschlussnote von 2.3 und erhielt deshalb keinen Fähigkeitsausweis, wie «SRF Investigativ» weiss und auch Inside Paradeplatz schreibt. Yousuf macht zudem gegenüber SRF widersprüchliche Aussagen in Bezug auf die Anwesenheit im Unterricht, die der Grund sein soll, dass er keinen Lehrabschluss hat. Gemäss Bildungsverordnung ist Präsenz im Unterricht nicht massgebend für einen erfolgreichen Abschluss.

Keine Bewilligung von der Finanzmarktaufsicht

Aufhorchen lassen nicht nur die fragwürdigen Überweisungen und die Unwahrheiten rund um seine «Erfolgsgeschichte», mit der er seine Geschäftsidee bewirbt und um Investoren buhlt. Yousuf gibt in einem Video auf einer Krypto-Plattform an, eine Bewilligung der Finanzmarktaufsicht Finma zu haben. Das stimmt nicht, wie Inside Paradeplatz berichtet und die Finma gegenüber «SRF Investigativ» bestätigt.

Yousuf schreibt dazu, er wolle sich schon länger mit seiner Stiftung einer Selbstregulierungsorganisation, einer SRO, anschliessen. «Die SRO werden ihrerseits wiederum durch die Finma beaufsichtigt. Der einer SRO angeschlossene Finanzintermediär unterliegt demnach einer indirekten Aufsicht durch die Finma.» Zum Zeitpunkt des Video-Drehs sei er bereits im SRO-Prozess gewesen. Deshalb die Erwähnung der Finma.

Allerdings: Bis heute ist Dadvan Yousuf mit seiner Dohrnii-Stiftung keiner Selbstregulierungsorganisation angeschlossen. Das zeigt eine Liste der Finma.

SRF 3 Wirtschaft, 17.02.2022, 07:40 Uhr

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