- Immer weniger Kunden besuchen Galerien, alles ballt sich an den internationalen Kunstmessen.
- Besonders betroffen sind Galerien, die sich dem Aufbau und der Pflege von jungen Künstlern verschrieben haben.
- Über 20 professionelle Schweizer Kunstgalerien oder rund 17 Prozent gaben den Betrieb in den letzten drei Jahren auf, es bleiben noch rund hundert übrig.
In Basel wird alles angerichtet, um die Kunstsammler nächste Woche zum grossen Kaufrausch zu bewegen. An den internationalen Kunstmessen machen Galeristen heute einen grossen Teil ihres Umsatzes, denn in die Galerien kommen die Kunden immer weniger. Die Anzahl Messen hat sich deshalb im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Doch die Kosten für Messeauftritte steigen, gleichzeitig stagnieren die Verkäufe. Für viele kleinere und mittlere Galerien geht die Rechnung nicht mehr auf.
Über 20 Galerien haben bereits geschlossen
Fabian Walter, der Präsident des Verbands Schweizer Galerien, sagt: «Das Businessmodell der Galerien muss überarbeitet werden. Wir müssen uns der globalen Situation anpassen und Nischen suchen.»
Auf dem Kunstplatz Zürich haben im letzten halben Jahr gleich vier bedeutende Galerien geschlossen. Schweizweit gaben in den letzten drei Jahren über 20 professionelle Galerien den Betrieb auf, nun gebe es noch rund hundert, so Walter.
Der Galerist und Verbandspräsident stellt seit 2013 eine rasante Zunahme von Galerienschliessungen und Verbandsaustritten fest. Verantwortlich macht er dafür in erster Linie den gestiegenen wirtschaftlichen Druck: «Das waren Galerien, die im klassischen Modell arbeiten, also Künstler aufbauen und in der Kunstvermittlung tätig sind. Die halten dem globalen Druck einfach nicht mehr Stand, sie können die steigenden Kosten durch ihre Verkäufe nicht mehr decken.»
Szene wird von Superstars dominiert
Auch der langjährige Galerist Bob van Orsouw kämpfte mit Umsatzrückgängen, schloss seine Galerie schlussendlich aber aus gesundheitlichen Gründen. Ein Problem liege auch bei der zunehmenden Dominanz von wenigen «Superstars». Dazu gehören etwa die Galerien Gagosian, Zwirner oder Hauser & Wirth. Je länger, je mehr wollten die Käufer nur noch absolute Star-Künstler, die von solchen Grossgalerien verkauft werden. «Natürlich gibt es immer Leute, die nach Neuem suchen und auf solche Entdeckungen setzen. Doch das hat stark abgenommen», meint der erfahrene Kunsthändler.
Die grossen Galerien hätten heute mehrere Ableger, etwa in Zürich, New York und London. Entsprechend müssten sie jeden Monat mehrere Ausstellungen machen und dafür die Künstler den kleineren und mittleren Galerien abwerben, welche die Künstler aufbauen. So seien diese in einem Teufelskreis gefangen.
Das hat Folgen für die Künstler. Verbandspräsident Walter hält fest: «Durch das Verschwinden der klassischen Galerien, die Künstler fördern und aufbauen, bleiben letztlich die jungen Künstler auf der Strecke. Sie erhalten immer weniger Plattformen, um ihre Arbeiten zu präsentieren.»