Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Noch immer ist diese Forderung nicht umgesetzt. Aber es geht voran. Das zeigt die neuste Studie des Bundesamtes für Statistik.
In der Privatwirtschaft verdienten die Frauen 2010 durchschnittlich 23,6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Zwei Jahre zuvor waren es noch 25 Prozent. Ein Teil des Unterschiedes lässt sich erklären. Etwa mit besserer Qualifikation oder längerer Erfahrung der Männer im Beruf.
Diskriminierung besteht weiter
Aber für 37 Prozent der Lohnlücke gibt es keine objektive Erklärung, wie das Bundesamt schreibt - ausser der Diskriminierung. Im Schnitt heisst das: Frauen erhalten in der Privatwirtschaft monatlich 677 Franken weniger als Männer, einfach weil sie Frauen sind.
Der Unterschied hat aber abgenommen. 2008 verdienten Frauen noch 745 Franken weniger. Damit setzt sich laut BFS ein allgemeiner Trend fort. Das habe auch mit Stereotypen zu tun, sagt dazu Silvie Durrer, Leiterin des eidgenössischen Büros für Gleichstellung. Man geht davon aus, dass die Frauen nicht den Haupterwerb bestreiten.
Arbeitsort ist entscheidend
Es kommt allerdings stark auf die Branche an. Am schlechtesten steht das Kredit- und Versicherungsgewerbe da. Hier liegt der diskriminierende Lohnunterschied bei fast 1400 Franken pro Monat.
Die kleinsten Unterschiede gab es 2010 im Gastgewerbe und in der Verwaltung. Nämlich 187, respektive 259 Franken weniger pro Monat.
Der Bund und die Sozialpartner versuchen seit vier Jahren, mit dem Lohngleichheitsdialog Firmen zu motivieren, ihre Lohnstruktur zu analysieren und Diskriminierung auszumerzen. Bisher haben nur 30 Firmen mitgemacht. Das eidgenössische Gleichstellungsbüro hat von Bundesrat Alain Berset deshalb den Auftrag erhalten, weitere Instrumente zu prüfen, um die Lohnlücke zwischen Mann und Frau zu reduzieren. Man gehe in verschiedene Richtungen, sagt Durrer. Ein Teil sei Kontrolle, aber auch die Sensibilisierung und die Ausbildung seien wichtig.
Weniger Frauen im Kader
Auch zur Verteilung der Arbeit zwischen Männern und Frauen lieferte das BFS neue Zahlen. Frauen sind in Niedriglohnjobs viel stärker vertreten. Zwei von drei Jobs mit weniger als 3500 Franken Monatslohn sind mit Frauen besetzt. Je höher der Lohn, desto kleiner der Frauenanteil: Weniger als jede siebte Arbeitsstelle mit einem Lohn über 16'000 Franken pro Monat hat eine Frau inne.
Diskriminierende Lohnunterschiede 2010 (Quelle BFS)
Branche | Unterschied pro Monat |
---|---|
Gastgewerbe | 187 Franken |
Bundesverwaltung | 259 Franken |
Gesundheit | 388 Franken |
Detailhandel | 633 Franken |
Verkehr | 666 Franken |
Lebensmittelindustrie | 862 Franken |
Chemische Industrie | 878 Franken |
Textilindustrie | 1150 Franken |
Kredit- und Versicherungsgewerbe | 1397 Franken |