Schweizer Patienten sollen häufiger Generika einnehmen, und Generika sollen günstiger werden – so das Ziel des Bundesamts für Gesundheit BAG.
«Wir sprechen von Einsparungen von 300 bis 500 Millionen Franken», sagt BAG-Direktor Pascal Strupler im «ECO Talk».
Mehr als 10'000 Franken kostet die Gesundheit pro Kopf mittlerweile. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit den höchsten Gesundheitskosten der Welt. Sie haben sich innerhalb der letzten 20 Jahre verdoppelt.
Dass diese voraussichtlich weiter steigen werden, werden die Versicherten Ende September erfahren. Dann landen die Bescheide über die Prämienerhöhungen in den Briefkästen. Laut Gesundheitsökonom Tilman Slembeck drohen Erhöhungen zwischen 3.5 und 4 Prozent.
BAG-Direktor Pascal Strupler will sich zu konkreten Zahlen noch nicht äussern.
Schweiz hinkt hinterher
Medikamente sind mit 6.8 Milliarden Franken zwar nicht der grösste Kostenblock im Gesundheitswesen, doch ein Spareffekt wäre hier relativ einfach zu erreichen: wenn Ärzte seltener Original-Präparate verschrieben und häufiger Generika.
«In der Tat hinken wir da hinterher», gibt die Ärztin und ehemalige Grüne-Nationalrätin Yvonne Gilli zu. «Ich sehe die klare Verantwortung auf der Ärzteseite. Wir verschreiben immer noch zu wenige Generika.»
In der Schweiz ist nur jedes 5. verschriebene Medikament ein Generikum. In Frankreich ist es jedes dritte, in Österreich jedes zweite, und in Deutschland sind es mehr als 80 Prozent.
Man müsse die Gewohnheiten ändern, sagt Yvonne Gilli, die zudem Vorstandsmitglied im Ärzteverband FMH ist. «Ganz wichtig ist der Kulturwandel in der Erstverschreibung.»
Das Bundesamt für Gesundheit will nun darauf hinarbeiten, dass mehr Generika verschrieben werden. Pascal Strupler erklärt: «Es geht darum, Generika und patentabgelaufene Medikamente mit gleichem Wirkstoff mit einem Referenzpreis zu versehen.»
Man wolle die Schweiz mit 9 Referenzländern vergleichen und aus diesem Durchschnitt plus Abschlag einen Referenzpreis errechnen. «Diesen Preis bezahlt die Grundversicherung. Alles, was darüber ist, geht zulasten des Patienten.»
Der Patient soll eigenverantwortlich handeln.
Für Krankenkassen-Geschäftsführer Andreas Schönenberger ist dies ein gangbarer Weg. Er steht an der Spitze von Sanitas und sagt: «Für uns steht im Vordergrund, dass der Patient gute Medikamente bekommt, aber auch, dass er eigenverantwortlich handelt. So kann er ein qualitativ gleichwertiges Produkt haben, und wenn er das Original haben möchte, dann ist es seine Sache, das zu bezahlen.»
Gesundheitsökonom Tilman Slembeck hält das Referenzpreissystem für einen «ersten Ansatz». «Das kann man probieren», denn bisher gebe es weder für den Arzt noch für den Patienten grosse Anreize, auf Generika umzusteigen.
Gegenwind ist von den Ärzten zu erwarten. Auch wenn die FMH die Förderung von Generika grundsätzlich gutheisst, sagt Yvonne Gilli im «ECO Talk»: «Wir als Ärzte und Ärztinnen bekämpfen dieses so genannte Referenzpreissystem, und zwar aus Gründen der Versorgungssicherheit und der Behandlungsqualität.» Zusatzstoffe seien in Generika nicht dieselben, ein Wechsel von einem Original-Präparat für den Patienten deshalb nicht unproblematisch.
Nach der Vernehmlassung im vergangenen Jahr wird die Vorlage in Kürze ins Parlament kommen.
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