Die Fahrt ins Blaue über die Spesen abrechnen, die Rolle Klopapier einstecken oder sogar die teure Druckerpatrone mitgehen lassen: Am Arbeitsplatz gibt es kleine und grosse Sünden – und so manches, das durchaus justiziabel ist. Zumindest, wenn man einen strengen Chef hat.
Umso glücklicher können sich diejenigen schätzen, die bei einem Unternehmen arbeiten, das die Fünf auch mal gerade sein lässt: wie zum Beispiel Meta. Der Mutterkonzern von Facebook ist aus einem Studi-Netzwerk zum grössten Social-Imperium der Welt angewachsen und noch immer durchweht von lässigem Startup-Geist.
Es könnte so schön sein …
Junge, dynamische Menschen geben sich die Klinke in die Hand, die Hierarchien sind flach und der Groove entspannt. In gläsernen Büropalästen johlen die einen am Töggelikasten, während die anderen die neueste Virtual-Reality-Brille austesten. Und wer mit einer Glühbirne im Hosensack in den Feierabend geht, erntet höchstens ein paar Lacher – und eine Bro-Fist.
So weit, so klischiert. Denn Meta kann auch anders: Wie die «Financial Times» berichtet, hat der Mutterkonzern von Facebook, Instagram und Whatsapp rund 25 Mitarbeitende wegen des Missbrauchs von Essensgutscheinen gefeuert.
Tatort: Los Angeles
Hintergrund: Beim Social-Media-Unternehmen ist das Essen gratis für alle Mitarbeitenden. Im Silicon Valley können sich die Angestellten an den hauseigenen Speisen bedienen, an Standorten ohne Mensa können sie mit den Gutscheinen Essen bestellen – zum Beispiel bei Lieferdiensten wie UberEats oder Grubhub.
In den Apps der einschlägigen Lieferdienste lassen sich allerdings nicht nur Burger und Chicken Masala bestellen, sondern auch Waschmittel, Windeln, Weingläser, Zahnpasta oder Akne-Crème. Und eben diese Artikel wanderten in den Warenkorb von Meta-Mitarbeitenden in Los Angeles.
Wenn ich nicht im Büro war und mein Mann für mich gekocht hatte, wollte ich den Zuschuss nicht einfach verfallen lassen.
Die Chefetage bekam Wind von der Zweckentfremdung der Voucher. Die Angestellten, die stolze Löhne von bis zu 400'000 Dollar bezogen, flogen auf – und wurden prompt entlassen. Sie rechtfertigen sich damit, dass sie die Essensgutscheine nicht einfach verfallen lassen wollten, wenn sie im Homeoffice arbeiteten.
Eine der Entlassenen äusserte sich auf den sozialen Medien: «Wenn ich nicht im Büro war und mein Mann für mich gekocht hatte, wollte ich den Zuschuss nicht einfach verfallen lassen.» Sie sei sich keiner Schuld bewusst und sei aus allen Wolken gefallen, als sie fristlose Kündigung erhalten habe.
Entlassungswelle bei Meta
Die gefeuerten Meta-Mitarbeitenden sollen das Guthaben-System allerdings über längere Zeit missbraucht haben. Teilweise sollen sie die Vouchers auch zusammengelegt haben, um grössere Anschaffungen zu bezahlen. Auf Anfrage der Financial Times will sich Meta aber nicht zu den konkreten Fällen äussern.
Klar ist: Kündigungen drohen auch Angestellten, die keine Gutscheine gegen Windeln eingetauscht haben. Meta will sparen und strukturiert den riesigen Konzern um. Insgesamt sollen über 20'000 Stellen gestrichen werden. 2023 hatte CEO Mark Zuckerberg gar das «Jahr der Effizienz» ausgerufen.
Gleichzeitig führt der KI-Boom zu massiven Umwälzungen in der Techbranche – und es braucht neue Expertise. Wer ohnehin zur «alten Garde» gehört, hat da schlechte Karten. Und sollte aufpassen, was er oder sie mit den Essensgutscheinen macht.