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KI-Schöpfer: «Gefährlich sind vor allem Deepfakes»
Aus Rendez-vous vom 04.03.2024. Bild: REUTERS/Gonzalo Fuentes
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KI-Chef von Meta «KI ist völlig hilflos in der physischen Welt»

Chatroboter wie ChatGPT können zwar schreiben und reden wie Menschen. Wirklich intelligent seien sie deswegen aber noch lange nicht. Das sagt Yann LeCun, einer der mächtigsten Männer beim Facebook-Mutterkonzern Meta. Er ist einer der führenden Wissenschafter im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Yann LeCun

KI-Chef bei Meta

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Yann LeCun ist KI-Chef beim Facebook-Mutterkonzern Meta. Zudem ist er Informatikprofessor an der New York University. Er gilt als einer der führenden Wissenschafter im Bereich der Künstlichen Intelligenz: Unter anderem hat er den KI-Systemen das Erkennen von Text beigebracht. Er wurde für seine Leistungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er den Turing Award, eine Art Nobelpreis der Informatik, und den Global Swiss AI Award von der Mindfire Foundation.

SRF News: Wie intelligent ist generative KI wirklich?

Yann LeCun: Überhaupt nicht intelligent. Chatroboter wirken nur intelligent, weil sie unsere Sprache gut imitieren. Aber KI ist völlig hilflos in der physischen Welt. Die KI kann eine Anwaltsprüfung bestehen, aber nicht lernen, einen Geschirrspüler einzuräumen. Das können wir Menschen schon mit 10 Jahren. Wir Menschen lernen in etwa 20 Stunden Auto zu fahren. Die selbstfahrenden Autos üben schon seit Jahren und können es immer noch nicht. Die KI verändert aber, wie wir menschliche Intelligenz verstehen.

Mann fährt mit einem Tesla auf der Autobahn mit Autopilot ohne Hände am Lenkrad.
Legende: KI scheitert in der physischen Welt – das zeigt das Beispiel des autonomen Fahrens. imago images/Bihlmayerfotografie

Künstliche Intelligenz kann Bücher schreiben und Bilder kreieren. Ist KI künstlerisch intelligent, im Sinne von kreativ?

Nicht wirklich. KI schreibt zwar Bücher und Gedichte und kreiert Bilder. Das ist aber nur eine Neuzusammensetzung von schon Bestehendem, rückwärts orientiert. Wie eine Art Cover von einem bereits existierenden Lied. Wirklich kreativ ist das nicht. Es braucht den Menschen, der zusammen mit KI etwas ganz Neues kreiert.

Ich bin aber überzeugt, dass die künstliche Intelligenz insgesamt intelligenter wird und uns Menschen überholt.

Werden Maschinen irgendwann einmal intelligenter als wir Menschen?

Auf jeden Fall. Heute ist die KI nur in ganz spezifischen Bereichen intelligenter als der Mensch, zum Beispiel beim Schachspielen oder beim Spiel Go. Ich bin aber überzeugt, dass die künstliche Intelligenz insgesamt intelligenter wird und uns Menschen überholt. Aber das wird Jahrzehnte dauern.

Wie möchten Sie Maschinen intelligenter als Menschen machen?

Indem ich meine Forschung öffentlich zugänglich mache. Ich vertrete bei Meta den Open-Source-Ansatz. Meine Forschung ist für alle zugänglich, auch der Programmiercode unserer KI. Damit können andere Firmen und Wissenschafter auf unserer Arbeit aufbauen.

Mithilfe von KI gibt es eine neue Art von Desinformation und Fake News.

Können Sie ein Beispiel machen?

In der Schweiz wollen Sie vielleicht eine künstliche Intelligenz, die fliessend Schweizerdeutsch spricht. Das können KI-Spezialistinnen an der Westküste der USA unter Umständen nicht leisten. Schweizer Ingenieure müssen mit ihnen zusammenarbeiten. Nur so kann die KI langfristig wirklich intelligent werden. Wenn wir davon ausgehen, dass künstliche Intelligenz die Schnittstelle zum Internet wird, dann muss sie alle Sprachen kennen und verschiedene kulturelle Werte und Eigenheiten interpretieren können. Das gelingt nur, wenn die ganze Welt die Entwicklungen gemeinsam vorantreibt.

Wenn alle an KI mitarbeiten können, wie können Sie garantieren, dass Ihre Forschungsresultate nicht missbraucht werden?

Das ist in der Tat ein Problem. Mithilfe von KI gibt es eine neue Art von Desinformation und Fake News. Den Politikerinnen und Politikern werden Wörter in den Mund gelegt, die sie eigentlich nie gesagt haben. Das sind sogenannte Deepfakes. Diese Herausforderung müssen wir angehen.

Künstliche Intelligenz wird im Superwahljahr 2024 zur Gefahr

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Die grossen Tech-Konzerne wie Meta versuchen zu beruhigen. Die neue Art von Desinformation, die wegen KI entsteht, könne man auch mit KI erkennen. Und die Desinformationen, die auf den sozialen Medien kursieren, könne man moderieren und bei Bedarf vom Netz nehmen.

Ob das gelingt, ist aber umstritten. Denn dank KI dürfte es eine neue Flut an Desinformationen geben. Nicht nur in Grossbritannien wird dieses Jahr gewählt, sondern auch in den USA oder Indien, wo Millionen von Menschen an die Urnen gerufen werden. Der Einsatz von KI verschärft das Problem von bewusst verbreiteten Falschinformationen.

So kursierten am Anfang des Jahres Hunderte von gefälschten Videos des britischen Premierministers Rishi Sunak in den sozialen Medien. Etwa zu einem angeblichen Finanzskandal, der aber nie stattgefunden hat.

Was tun Sie bei Meta konkret gegen diese neue Art von Desinformation und Deepfakes?

Das ist nichts Neues für uns. Seit Jahren moderieren wir Inhalte auf den sozialen Medien, wir nehmen zum Beispiel Hassrede oder Inhalte mit Kindesmissbrauch vom Netz. Und Desinformation zu erstellen, zum Beispiel mithilfe von KI, ist nicht das Gleiche, wie Desinformation zu verbreiten. Desinformation kann auch ohne Hilfe von künstlicher Intelligenz hergestellt werden.

Das Gespräch führte Pascal Lago.

Rendez-vous, 04.03.2024, 12:30 Uhr ; 

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