Der Nahrungsmittelmulti Nestlé hat 2015 wegen des Verkaufs einer L’Oréal-Beteiligung im Vergleich zum Vorjahr weniger verdient. Der Reingewinn sank um 5,4 Milliarden auf 9,1 Milliarden Franken, was einem Minus von 37 Prozent entspricht. Der Umsatz stieg organisch um 4,2 Prozent. Insgesamt ging er aber um rund 3 Prozent zurück und beträgt 88,8 Milliarden Franken, wie Nestlé mitteilt.
Der weltgrösste Nahrungsmittel-Konzern blieb damit – wie von Analysten erwartet – bereits zum dritten Mal in Folge unter dem eigenen Langfristziel von 5 bis 6 Prozent Wachstum.
Wechselkurse wirkten sich per Saldo mit einem Minus von 7,4 Prozent auf das Geschäftsresultat aus.
Der Rückgang beim Gewinn kam vor allem durch Sondereffekte zustande. 2014 war der Gewinn mit Einnahmen aus dem Verkauf eines Teils der Anteile an L'Oréal sowie der Neubewertung der Anteile an Galderma höher ausgefallen.
Druck auf Preise hält auch 2016 an
Nestlé-CEO Paul Bulcke zeigt sich trotz höherer Erwartungen zufrieden: «Im Jahr 2015 haben wir ein profitables Wachstum am oberen Ende der Branche in einem nach wie vor herausfordernden Umfeld erwirtschaftet.»
Für das laufende Jahr rechnet Nestlé mit einem vergleichbaren organischen Wachstum wie 2015, mit Verbesserungen der Margen und des nachhaltigen Gewinns je Aktie – dies bei konstanten Wechselkursen. Der Konzern rechnet weiterhin mit einem anhaltendem Druck auf die Preise. 2015 trugen höhere Preise nur noch zwei Prozent zum Wachstum des Lebensmittelriesen bei, 2014 waren es noch 2,2 Prozent gewesen.
Enttäuschte Anleger
Anleger sind von den Ergebnissen des Konzerns enttäuscht. Insbesondere dürfte sie die rückläufige Entwicklung der Margen überrascht haben. Zudem entsprach der verhaltene Ausblick nicht dem Geschmack der Experten. Die Nestlé-Aktien büssten deutlich an Wert ein und zogen auch die gesamte Schweizer Börse ins Minus: Bei Börsenschluss lag Nestlé 3,71 Prozent tiefer als am Vortag.
Die Hoffnung auf eine Sonderdividende zum 150. Gründungsjahr erweist sich rückblickend als voreilig. Nestlé wird laut eigenen Angaben den Aktionären an der Generalversammlung im April eine Dividende von 2.25 Franken je Aktie vorschlagen. Somit würde die Dividende wie im Vorjahr um 5 Rappen erhöht.
Verbesserungen dank China erwartet
Problembereiche waren zuletzt etwa das US-Tiefkühlgeschäft oder generell China. Zu ersterem heisst es, dass der Turnaround erreicht sei, bei letzterem spricht Nestlé von einer «stärkeren Dynamik zum Ende des Jahres».
Um das China-Geschäft in Ordnung zu bringen, schickte Nestlé Mitte des Jahres die frühere Finanzchefin Wan Ling Martello ins Reich der Mitte. Verbesserungen werden insbesondere im Bereich des Onlinehandels angepeilt. Wan Ling Martello gleiste unter anderem eine Kooperation zwischen Nestlé und dem Online-Händler Alibaba auf.
Der Skandal um die Maggi-Fertignudeln ist hingegen soweit vom Tisch. Der Konzern musste die Nudeln in Indien vom Markt nehmen, nachdem Lebensmittel-Kontrolleure in einigen Paketen bedenklich hohe Bleikonzentrationen gefunden hatten.
Durch den Verkaufsstopp in Indien ging Nestlé im Geschäftsjahr 2015 nach Einschätzung von Experten rund 200 Millionen Franken an Umsatz durch die Lappen. Seit November kann Nestlé die Fertignudeln auch in Indien wieder verkaufen.