Nach Bekanntwerden neuer Unregelmässigkeiten bei Volkswagen ist der Aktienkurs eingebrochen. Der Wert der stimmrechtslosen Vorzugspapiere sank an der Börse in Frankfurt zum Handelsstart zeitweise über 10 Prozent. Kurz vor 10 Uhr lag der Kurs noch 9 Prozent im Minus.
VW hatte am Dienstagabend eingeräumt, dass auch die CO2-Werte bei rund 800'000 Fahrzeugen höher liegen als angegeben. Damit hat Europas grösster Autokonzern in der Abgas-Affäre eine neue milliardenschwere Baustelle.
Erstmals auch Benziner betroffen
Bisher ging es in dem Skandal um Stickoxid. Im September hatte das Unternehmen eingestanden, bei Abgas-Tests mit Softwarehilfe die Ergebnisse für Diesel-Motoren manipuliert zu haben. Die Software schaltet in Testsituation in einen Sparmodus.
Im Rahmen der derzeit laufenden Überprüfungen ist laut VW aufgefallen, dass bei der CO2-Zertifizierung einiger Fahrzeugmodelle zu niedrige CO2-Angaben festgelegt wurden. Betroffen seien überwiegend Fahrzeuge mit Dieselmotoren. Aber nicht nur: Erstmals sind auch Benziner betroffen.
Ob Schweiz betroffen ist, ist unklar
Es gehe um Autos der Typen Polo, Golf und Passat, sagte ein VW-Sprecher auf Anfrage. Bei der VW-Tochter Audi seien A1- und A3-Modelle betroffen. Bei Skoda gehe es um den Octavia und bei Seat um den Leon und den Ibiza. Auch bei einem Benzinmotor mit Zylinderabschaltung habe es Auffälligkeiten gegeben, sagte der Sprecher.
Ob auch Fahrzeuge in der Schweiz betroffen sind, sei noch unklar, teilte die Amag Automobil- und Motoren AG am Dienstagabend mit.
Wieso fiel das keiner Kontrollstelle auf?
Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft:
«Die Behörden in den USA merken so etwas. Die Behörden in Europa merken es nicht. Europa hängt schief im Verbraucherschutz und im Umweltschutz. In den USA kosten diese 500‘000 Dieselfahrzeuge, die durch die Schummelei mit den Stickoxiden betroffen sind, bis zu 18 Mrd. Dollar Strafe. In Deutschland kosten 2,4 Millionen Autos null Euro Strafe. In Deutschland ist ein Umweltschutzvergehen für die Autobauer ein Kavaliersdelikt. Die Fahrzeuge werden zurückgerufen und nachgebessert. Das ist alles. In Europa hat man ein falsches Industrieschutzbedürfnis- und verhältnis. Europa müsste sein Unternehmensrecht nochmals überprüfen und insbesondere die Kontrollinstrumente.»