Es wird ein wichtiger Moment sein, wenn Grafikerin Manuela Pfrunder Ende Mai in Washington die Bühne betritt. An der internationalen Banknotenkonferenz wird sie Vertretern der Geldbranche, die Geschichte der neuen Schweizer 50-Franken-Note erzählen. Eine Geschichte geprägt von technischen Schwierigkeiten und immer neuen Communiqués der Schweizer Nationalbank. Eine Geschichte voller Ankündigungen und Verschiebungen.
Eine 10-jährige Pannenstory
Dabei hatte alles so gut begonnen: 2005 präsentierte die Nationalbank die Wettbewerbsentwürfe für die 9. Serie der Schweizer Banknoten. Das Thema der neuen Noten: Die Schweiz als Plattform von Kreativität und Fortschritt. In der Folge erhielt die zweitplatzierte Manuela Pfrunder den Auftrag zur Weiterentwicklung ihrer Entwürfe.
Alles laufe planmässig, verkündete Philipp Hildebrand im Dezember 2008. Bereits im Herbst 2010 solle die neue 50er-Banknote ausgegeben werden. Hildebrand, damals im Direktorium der Nationalbank zuständig für Bargeld, sah «die technischen Voraussetzungen für die Realisierung einer innovativen Serie neuer Banknoten» als gegeben.
Doch anstelle der neuen Note erschien 2010 nur ein dürres Communiqué, ganz ohne Hildebrands Name. Darin hiess es: Der erste Notenwert der neuen Serie könne erst im Verlaufe von 2012 erscheinen. Es waren die hohen Anforderungen an die neuen Sicherheitsmerkmale, welche der SNB in der Folge immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen sollten. Eine Verschiebung jagte die andere.
Rote Zahlen bei Orell Füssli
Seit über 100 Jahren druckt Orell Füssli in Zürich Banknoten für die SNB. Der Sicherheitsdruck ist das tragende Geschäft. Das Unternehmen dominieren zwei Hauptaktionäre: Die Schweizerische Nationalbank und der Yello-Musiker Dieter Meier. Als sich abzeichnet, dass der Ausgabetermin im Jahre 2012 wieder nicht eingehalten werden kann, kommt es zur Krisensitzung.
Der Grund: In einer frühen Phase der Serienproduktion treten neue technische Schwierigkeiten auf. Lapidar verkündet die SNB, sie wolle höchsten Qualitätsansprüchen genügen und nehme eine weitere Verzögerung in Kauf. 2012 sagt Orell Füssli-Chef Michel Kunz in der Sendung «ECO»: «Wir sind mit Hochdruck daran, die Schwierigkeiten, die entstanden sind, zu bereinigen.» Das neue Druckverfahren müsse industrialisiert werden.
Doch das braucht viel Zeit. Die Verzögerungen haben finanzielle Folgen: Orell Füssli rutscht in die roten Zahlen. Michel Kunz muss das Unternehmen 2014 verlassen. Nicht als einziger: Auch der Chef der Abteilung Sicherheitsdruck wird ausgewechselt.
Und rote Zahlen bei Fortress Paper
Die künftigen Noten soll Orell Füssli auf einem völlig neuen Sicherheitspapier der Firma Landqart drucken. Streng abgeschirmt produziert die Fabrik in Landquart eine durchsichtige Kunststoffschicht, die in zwei Baumwollpapiere eingebettet ist – eine Art Sandwich. Damit lässt sich auf der Banknote ein kleines Fenster öffnen. Darin erscheint ein Sicherheitsmerkmal, für Fälscher schwer zu reproduzieren.
Doch auch bei Landqart treten Probleme auf. In der Folge kommt es in der Chefetage zu Abgängen. Die Schweizer Landqart gehört zur kanadischen Fortress Paper. Weil der Papiermarkt weltweit eingebrochen ist, schreibt Fortress rote Zahlen.
Umso mehr ruhen die Hoffnungen auf dem Sicherheitspapier aus Landquart. Und so verkündet Konzernchef Chad Wasilenkoff 2012 in einer Show des Wirtschaftssenders «Bloomberg» forsch: «Das Papier wird nächstes Jahr für den Schweizer Franken verwendet.» Die Technologie habe man in acht Jahren gemeinsam mit der Schweizer Nationalbank entwickelt.
Doch die Nationalbank plant ganz anders: Am 13. Dezember 2012 verschiebt sie die Emission der neuen Banknotenserie auf «frühestens 2015». Nicht ihre letzte Ankündigung: Im vergangenen August setzt die SNB den Beginn der Emission auf April 2016 fest.