Fast zwei Meter gross, schlank, dunkelhäutig und charmant – der künftige Chef der Credit Suisse trat zurückhaltend, aber bestimmt vor die Medien. Und überraschte die Journalisten gleich zu Beginn, als er den Anfang seiner Rede auf Deutsch hielt. Schon damit setzte sich Tidjane Thiam deutlich von seinem Vorgänger Brady Dougan ab, dessen mangelnde Deutschkenntnisse ihm immer wieder zum Vorwurf gemacht wurden.
Dennoch sagte Thiam am Ende seiner Rede entschuldigend, «mein Deutsch ist etwas rostig geworden». Für die Anwesenden sei es vielleicht schwer vorstellbar, «aber mit 18 war mein Deutsch noch besser als mein Englisch».
«Weiss um die Bedeutung der CS für die Schweiz»
Sodann setzte der 52-Jährige zu einer Lobrede auf die Schweizer Bank an. Er fühle sich geehrt, diese Stelle antreten zu dürfen, sagte er. «Ich weiss um die grosse Bedeutung der CS für die Schweiz.» Zudem glaube er daran, dass die CS alle Möglichkeiten besitze, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Auch als während der Pressekonferenz sein Telefon klingelte, liess sich Thiam nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem Lachen legte er das Handy zur Seite und beendete seine Rede souverän. Er wisse, dass in den kommenden Monaten viel Neues auf ihn zukommen werde – und darauf freue er sich. Sein Hauptwohnsitz werde die Schweiz, sagte der designierte CS-Chef auf Nachfrage.
Erfahrung in der Politik
Thiam ist Berater der Weltbank, war Mitglied der Regierung in seinem Heimatland Elfenbeinküste und setzt sich in verschiedenen Gremien für die Entwicklung Afrikas ein. Damit hat der künftige Chef der Credit Suisse weit mehr politische Erfahrung als der bisherige. Auch das dürfte ihm zugute kommen, wenn es um Verhandlungen mit Bundesbern geht. Der US-Amerikaner Brady Dougan überliess die Kontakte insbesondere zum Bundeshaus meist seinen Untergebenen.
Zur Frage, ob er als neuer CEO eine neue Strategie in die Bank einbringen werde, wollte sich Thiam nicht äussern. Und auch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner betonte, dass der Wechsel an der Spitze nicht zu einem fundamentalen Strategiewechsel führen werde. Die bereits kommunizierten Ziele der Bank blieben dieselben, so der CS-Präsident.
Gleichzeitig liess Rohner durchblicken, dass Thiams Erfahrung im Asien-Geschäft der Bank zugute kommen dürfte. In dieser Region wolle man «noch etwas mehr beschleunigen» und das Geschäft weiter ausbauen.
Kein Bezug zur Milliardenstrafe?
Rohner bestritt auch, dass der Wechsel etwas mit dem Schuldeingeständnis zu tun hat, das die CS im letzten Frühling geleistet hatte. Damals hatte sich die Bank vor der US-Justiz der Beihilfe zur Steuerhinterziehung schuldig bekannt und eine Zahlung von 2,5 Milliarden Franken leisten müssen. Den CEO-Wechsel habe er gemeinsam mit dem jetzigen Chef Brady Dougan im letzten Jahr vereinbart, so Rohner. Zudem habe sich der Verwaltungsrat einstimmig für Tidjane Thiam ausgesprochen.
Rohners Worten zum Trotz: Die Anleger dürften dennoch auf einen Strategiewechsel hoffen. Ihre CS-Papiere haben in den acht Jahren unter Brady Dougan drei Viertel ihres Werts verloren. Mit der Ankündigung Tidjane Thiams ist die CS-Aktie um fast acht Prozent in die Höhe geschnellt.