50 Seiten dick ist das Normenwerk, das europäischen Herstellern vorgibt, wie sie einen Schnuller produzieren müssen. EN1400 heisst die Norm, sie beschäftigt sich unter anderem mit Farbechtheit, Schutzkappen und Haltbarkeit. Das zeigt: Auf Unternehmen haben Normen einen direkten Einfluss.
In der Schweiz gibt es neben einigen Tausend gesetzlichen Normen 23‘000 freiwillige, meist von Unternehmen initiierte, Normen. Das sind anerkannte Regeln und Anforderungen, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung nach dem neusten technischen Stand herzustellen ist. Die Schweiz als nicht EU-Mitglied ist stark in der Normierung engagiert. «Wir haben im Bereich der Normung ein Instrument, mit dem wir aktiv Einfluss nehmen können auf die freiwillige Regelsetzung in Europa», sagt Urs Fischer, Vizedirektor der Schweizer Normen-Vereinigung, zu «ECO».
Abbau von Handelshemmnissen
Früher wurden Normen öfters als technische Handelsbarrieren etabliert. Heute nicht mehr: «Wir kennen die ‹Chuchichäschtli›-Norm bei uns in der Schweiz, mit der wir die Deutschen aus dem Markt drängen wollten. Das ist heutzutage vorbei», sagt Urs Fischer. Mehr noch: Im Zuge eines aufkeimenden Protektionismus, festgefahrener Verhandlungen in der WTO und wachsender bilateraler Handelsabkommen dürften international anerkannte, gültige Normen für die globale Wirtschaft wichtiger werden.
Nicht für die Ewigkeit
Spätestens nach fünf Jahren wird eine Norm überprüft, ob sie noch angewendet und gebraucht wird und ob sie noch dem Stand der Technik entspricht. Normen, die nicht mehr benutzt werden, sollten zurückgezogen oder ersatzlos gestrichen werden. Das sei ein Instrument, um ein wenig «rauszuputzen», sagt Urs Fischer. In der Industrie beispielsweise gäbe es gewisse Normen, die nicht mehr so gebraucht würden und es bestehe wenig Interesse, sie aufzudatieren.