Novartis-Chef Joseph Jimenez spricht von einem historischen Konzernumbau: Statt seiner bisher fünf Divisionen umfasst der Basler Pharmariese noch drei: Pharmaceuticals, Alcon (Augenheilmittel) und Sandoz (Generika). Novartis ist seit 2012 das weltgrösste Pharmaunternehmen.
Diese Konzentration und Fokussierung bedeutet ein Strategiewechsel für Novartis. Denn der frühere Novartis-Chef Daniel Vasella war gegen Verkäufe.
Der neue Novartis-Konzernchef Joseph Jimenez streitet aber ab, dass der Umbau eine Abkehr von Vasellas Strategie sei. «Daniel Vasella war der Architekt einer Strategie gewesen, die seit der Gründung von Novartis gut funktioniert hat. Er fokussierte auf wissenschaftliche Bereiche, die stark wachsen.» Der Fokus auf drei Bereiche sei eine Art natürliche Weiterentwicklung des Portfolios, so Jimenez.
Vergleich mit 1996
Von 1999 bis 2010 leitete Vasella das Unternehmen als Konzernchef und Verwaltungsratspräsident, dann übernahm Jimenez den operativen Chefsessel.
Vasella trat im Februar 2013 als Verwaltungsratspräsident zurück, wobei eine exorbitante Abgangsentschädigung für viel Aufsehen sorgte.
Laut SRF-Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe kann der von Vasella ernannte Konzernchef Jimenez kaum etwas anderes sagen. «Ich denke, es ist vor allem der neue Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt, der hier die Strategie bestimmt und die Fäden im Hintergrund zieht. Und Reinhardt ist es nun, der mit diesem Gemischtwaren-Laden, den Daniel Vasella hinterlassen hat, aufräumt», sagt Kolbe.
Die Bedeutung der Neuausrichtung sei nicht zu unterschätzen. Sie sei vergleichbar mit dem Zusammenschluss von Ciba-Geigy und Sandoz im Jahr 1996, als Novartis entstanden war.
Lukratives Geschäft mit Krebsmedikamenten
Mit dem Umbau will Novartis nun noch profitabler werden. Dafür könnten der Firma insbesondere die Krebsmedikamente helfen, die Novartis von GlaxoSmithKline (GSK) übernimmt. Denn diese sind laut Kolbe im Markt schon teilweise eingeführt und werfen hohe Profite ab.
«Novartis nähert sich immer mehr der Strategie der Konkurrentin Roche an. Roche setzt schon seit Jahren auf die forschungsintensiven – aber eben auch lukrativen Krebsmedikamente», so der Wirtschaftsredaktor.
Ein Zusammenschluss von Novartis und Roche schliesst Kolbe allerdings aus. Roche sei unangefochtene Nummer eins bei den Krebsmedikamenten weltweit. Novartis wäre bei einem solchen Zusammenschluss bestenfalls der Junior-Partner.
Auch Michael Nawrath, Analyst für Pharma- und Biotechnologie bei der Zürcher Kantonalbank, glaubt an einen positiven Effekt dank des Umbaus: «Weltweit zeichnet sich in der Pharmabrache ab, sich besser nicht in jedem Bereich der Gesundheitspflege zu positionieren, sondern da, wo man seine Stärken hat.»
CEO Joseph Jimenez hat gemäss Nawrath selbst oft gesagt, Novartis sei zu ausgefasert. Dem wirke Novartis nun mit dem Verkauf zweier Divisionen entgegen. «Tiermedizin und Impfstoffe waren nicht die Kerngeschäfte von Novartis. Die drei Eckpfeiler, die Novartis behält, werden dem Unternehmen dienen und die Profitabilität steigern können.»