Mit der Schweiz verbinden Menschen auf der ganzen Welt Schokolade, die Alpen oder die sauberen Strassen und Plätze – und natürlich die Banken. Für vermögende Kunden rund um den Globus galt die Schweiz lange als die optimale Verwalterin von Weiss- Grau- und Schwarzgeldern. Das Bankgeheimnis bot Schutz vor allzu neugierigen Steuerämtern und die Beratung genoss einen ausgezeichneten Ruf.
Mit dem Beschluss neuer Transparenzregeln wie etwa der Einführung des Automatischen Informationsaustausches (AIA) verlor die Schweiz zumindest für die Besitzer und Besitzerinnen von illegalen Vermögen an Attraktivität. Und bereits im nächsten Jahr soll der AIA mit weiteren 41 Ländern eingeführt werden, darunter Staaten wie Russland, Saudi-Arabien oder China.
Stärkere Konkurrenz dank kompetitiven Märkten
Nun zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte, dass die Schweiz ihre Vormachtstellung in der internationalen Vermögensverwaltung demnächst verlieren könnte. «Ich schätze, dass beim nächsten Reporting, das wir in zwei Jahren herausgeben, die Schweiz unter Umständen an der Spitze abgelöst werden könnten. Ein Anwärter wäre Grossbritannien, das uns wirklich hart auf den Fersen ist», sagt Sven Probst, Leiter Finanzdienstleistungssektor bei Deloitte und Mitautor der Studie.
Konkret geht es um die Menge an internationalem Kapital, das an einem Standort verwaltet wird. Verwalteten Schweizer Banken 2016 noch über 2 Billionen US-Dollar an ausländischen Geldern, sank dieser Wert im letzten Jahr auf 1.84 Billionen. Gleichzeitig erhöhte Grossbritannien ihren Anteil um 6.5 Prozent auf 1.79 Billionen. «Grossbritannien und die USA haben beide ein sehr kompetitives Umfeld. Daraus ergibt sich eine Dynamik, die wir hier auf dem Schweizer Markt so nicht sehen. Daraus entwickelt sich Neues», so Probst. So seien diese Finanzplätze der Schweiz beispielsweise im digitalen Bereich voraus.
Noch nichts verloren
Noch aber ist die Schweiz die grösste Verwalterin von ausländischem Vermögen – um das sogenannte Offshore-Geschäft. Ein Grund dafür: «Wir sind sicher in der Servicequalität führend», sagt Sven Probst. Gerade beim Know-How und dem Personal seien Schweizer Banken nach wie vor ausgezeichnet aufgestellt. Um die gute Positionierung auch für die Zukunft zu verteidigen, müssten vor allem die jungen Generationen angezogen werden. Dazu müsse das digitale Angebot vorangetrieben werden, um auch die zukünftig vermögenden Generationen aktiv anzuziehen. Trotzdem: Die Schweiz sei mit dem hiesigen Know-How in einer ausgezeichneten Ausgangslage. Es liege jetzt an den Banken, die nötige Innovationen voranzutreiben.