- Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der grossen Schweizer Unternehmen ging gegenüber dem Vorjahr von 8 auf 7 Prozent zurück.
- Gemäss Guido Schilling der gleichnamigen Kadervermittlungsfirma werden Firmen mit Men-only Clubs künftig an die Wand fahren.
Die Leitungen der grossen Firmen sind letztes Jahr wieder mehr zu Männerclubs geworden. Laut dem Schillingreport verliessen bei den 118 grössten Schweizer Arbeitgebern insgesamt 11 Frauen die Geschäftsleitung, nur 9 rückten nach. Eine Mehrheit von 59 Prozent der untersuchten Unternehmen beschäftigt gar keine Frau in der Geschäftsleitung.
Über die Jahre hinweg jedoch lässt sich ein Trend Richtung mehr Frauen in den Geschäftsleitungen ablesen.
Frauen kämen nicht zum Zug, weil unter anderem in 8 von 10 Fällen Interne für einen Geschäftsleitungsposten befördert würden. Auf der nächsttieferen Stufe fehle es aber nach wie vor an Frauen. Ihr Anteil liege nur bei 14 Prozent.
Frauen gehen schneller wieder
Die durchschnittliche Verweildauer von Frauen in den Geschäftsleitungen war mit 3,9 Jahren nicht mal halb so lang wie bei den Männern (8,1 Jahre).
Das habe auch damit zu tun, dass 89 Prozent der neuen Geschäftsleiterinnen eine Service-Funktion wie die Personalabteilung übernähmen und nicht eine Business-Funktion wie beispielsweise Regionenchef. Letztere seien bei Wechseln etwa des Konzernchefs viel weniger von Abgängen betroffen. Zudem hätten es Frauen, die von extern kamen, viel schwerer sich intern ein Netzwerk aufzubauen.
Immerhin zeigt sich in der Privatwirtschaft bei den Verwaltungsräten ein kleiner Fortschritt. Unter den neuen Mitgliedern in den befanden sich ein Viertel Frauen. Dadurch erhöhte sich der Frauenanteil in den Verwaltungsräten von 17 auf 19 Prozent.
Bemühungen reichen nicht
Ganze 16 Unternehmen haben keine Frauen im Verwaltungsrat – etwa Alpiq, Stadler Rail, Mövenpick oder Rieter. Dabei haben 10 von ihnen die letzten acht Jahre insgesamt 102 neue Verwaltungsräte dazu gewählt. Darunter waren nur 5 Frauen – die bereits wieder ausgetreten sind.
In seiner Arbeit habe er oft mit Verwaltungsratspräsidenten zu tun, die für ihr Gremium eine Frau suchten, so Schilling. «Wer Frauen sucht, der findet sie», beobachte er. Doch die bisherigen Bemühungen reichen nicht.
Man-only Clubs werden sowieso an die Wand fahren.
«In den kommenden Jahren muss die Wirtschaft den Frauenanteil im Verwaltungsrat jährlich um mindestens 3 Prozentpunkte erhöhen, um die Forderungen der Politik nach 30 Prozent bis 2022 zu erfüllen», sagte er.
Wie es mit der Gleichstellung schneller vorwärts gehen könnte, zeigt Deutschland. Dort sind börsenkotierte Unternehmen seit 2016 zu einer Frauenquote für den Aufsichtsrat verpflichtet. In den Aufsichtsräten der am deutschen DAX kotierten Firmen steigerte sich der Frauenanteil auf 32 Prozent (Vorjahr: 30 Prozent).
Schilling ist weiterhin gegen eine Frauenquote. Denn das Umfeld zwinge Firmen in Frauen zu investieren. «Man-only Clubs werden sowieso an die Wand fahren», zeigt er sich überzeugt.