Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz beträgt mindestens 1,8 Prozent – berichten die Pessimisten unter den Prognostikern. Die Optimisten gehen gar von 2,6 Prozent aus. Um auf diese Aussichten zu kommen, müssen die Ökonomen eine Menge Daten berücksichtigen und auswerten.
Die Schweiz ist eine Exportnation. Die Schweizer Wirtschaft verkauft deutlich mehr Waren und Dienstleistungen ins Ausland als sie importiert. Deshalb beginnt jede Prognose für die Schweizer Wirtschaft mit einem Blick auf die Weltwirtschaft.
Hier wird deutlich: Die gegenwärtige Wirtschaft – vor allem in der Ersten Welt – boomt. Das Wachstum beschleunigt sich. Und auch die immer wichtigeren Schwellenländer sind auf Kurs. In den potenziellen Absatzmärkten läuft es also nicht schlecht – jetzt richtet sich der Blick auf die Schweizer Wirtschaft.
Zahlen versus Bauchgefühl
Laut Martin Neff, Chefökonom der Raiffeisenbank, spielen viele Faktoren mit. Man achte sich auf die Wechselkursentwicklung, auf die Zinsen, den Tourismus, die Produktion oder die Umsatzzahlen. Wenn alle diese Zahlen bekannt sind, werden sie in komplizierte Formeln und Modelle gepackt und die Rechner damit gefüttert.
Ein Ökonom kann aufgrund seiner Erfahrung sagen, ob das was die Modelle sagen eine sichere Prognose ist, sagt Anastassios Frangulidis, Chefökonom der Zürcher Kantonalbank. «Dazu kommt aber auch das Bauchgefühl.»
Das sagen die Prognostiker
Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) | +2.3% |
Schweizerische Nationalbank (SNB) | +2,0% |
Konjunkturforschungsstelle (KOF) | +2,2% |
Credit Suisse | +2,0% |
UBS | +2% |
Raiffeisen | +2,6% |
Economiesuisse | +2,2% |
BaK Basel | +2,3% |
OECD | +2.2% |
Computer-Berechnungen kombiniert mit Bauchgefühl – das ergibt am Ende eine exakte Zahl: die Wirtschafts-Prognose. Diese Zahl ist die Grundlage für viele weitere Berechnungen wie etwa Firmen-Budgets oder Material-Einkäufe. Wenn es schlecht läuft, müssen Firmen beispielsweise ihre Einkäufe nach unten anpassen, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe.
Keine Rezessionsgefahr
Oder umgekehrt: Läuft es gut und eine Firma hat zu wenig Rohstoffe eingekauft, hat sie das Nachsehen. Eine schlechte Wirtschaft bedeutet auch weniger Steuereinnahmen für die Kantone. Die müssen laut Kolbe dann anders budgetieren als während eines Booms.
Die absolute Zahl sei jedoch selten genau zu treffen. Eine Bandbreite als Prognose wäre besser, meint Christian Kolbe. Mit Bandbreiten könne man aber keine Computer füttern. Das prognostizierte Wachstum sei jedoch in jedem Fall realistisch. «Von einer Rezession ist nächstes Jahr nicht auszugehen.»
Die Wirtschaft ist ein dynamisches System und die Ökonomie keine exakte Wissenschaft. Deshalb gehört auch Selbstkritik zum Rüstzeug der Ökonomen.