Einmal mehr musste diese Woche ein grosser Autokonzern Millionen seiner Fahrzeuge in die Werkstätten zurückrufen. Bei vielen Autos von General Motors funktionieren die Zündschlösser nicht richtig. Es scheint, dass so riesige Rückrufaktionen immer häufiger werden. Auch renommierte Marken wie VW, BMW und Volvo bleiben davon nicht verschont.
Fahrzeuge seien heute anfälliger als früher, weil sie komplexer geworden seien, erklärt Professor Stefan Bratschen vom Center of Automotive in Bergisch Gladbach: «Es ist viel mehr Elektronik im Auto drin wie beispielsweise Assistenzsysteme, Komfortfunktionen und ähnliches.»
Qualitätskontrolle nicht mehr möglich
Bei einem Problem sind oft Millionen von Kunden betroffen. Die Autobauer bieten eine breite Palette an Fahrzeugen an, die sich immer stärker ähneln. Deshalb könnten dieselben Teile für mehrere Fahrzeuge eingesetzt werden, erklärt Automobilprofessor Willi Dietz von der Hochschule Nürtingen. «Wenn bei einem dieser Teile ein Fehler auftritt, dann sind gleich mehrere Fahrzeug-Generationen betroffen.» Diese Teile stammten von verschiedenen Zulieferern aus der ganzen Welt. Sie könnten daher kaum überwacht werden, sagt Dietz. Zudem müssten die Autobauer in immer kürzerem Abstand neue Modelle liefern.
Dass die Autobauer bewusst bei der Qualitätskontrolle sparen, glauben die Experten allerdings nicht. Das könne sich kein Autobauer leisten. Im Gegenteil: Über die Jahre sei viel Geld in die Sicherheit der Fahrzeuge investiert worden, sagt Bratschen: «Man darf nicht vergessen, dass die Fahrzeuge qualitativ besser geworden sind. Aber die Anfälligkeit auf Qualitätsmängel ist nicht grundsätzlich zurückgegangen.»
Bratschen ist davon überzeugt, dass es deshalb immer wieder grosse Rückrufaktionen geben wird. Wichtig sei dabei, dass erkannte Mängel schnell publik gemacht werden. Dann sei der Imageschaden nicht so gross, wie bei General Motors diese Woche, so Bratschen. Der US-Autokonzern hatte zuerst offenbar versucht, das Problem mit den Zündschlössern zu verheimlichen.
(aebn;bers)