Fussball-Goalie Yann Sommer, Eishockeyspieler Severin Blindenbacher, Handballer Andy Schmid und der ehemalige Radrennfahrer Fabian Cancellara – sie alle verbindet nicht nur der Profisport. Die vier Spitzensportler investieren und gründeten Startup-Firmen – auch, um die Zeit nach ihrer Karriere zu planen.
Ein Trend aus dem Ausland, der sich in den letzten Jahren noch verstärkt hat, davon ist Startup-Experte Nicolas Berg überzeugt. Ein Grund sei, dass die Sportler heute mehr verdienten als früher.
Etwas bewegen, statt reich werden
Ein Grossverdiener im Schweizer Spitzensport ist Severin Blindenbacher. Eine geschätzte halbe Million Franken erhält der Eishockey-Profi im Jahr. Seit April investiert Blindenbacher in Balboa, ein Startup, das der Fitnessclub der Zukunft sein will: Geschwitzt wird nur in Gruppen und Maschinen gibt es keine.
Dabei geht es Blindenbacher nicht primär darum, sein Geld zu vermehren: «Ich will nicht reich werden mit dieser Investition. Ich will etwas bewegen», sagt Blindenbacher. Zwar sei der Profisport eine ganz andere Welt, trotzdem könne er seine Erfahrungen einbringen: «Wie im Sport geht es auch in der Geschäftswelt darum, gemeinsam mit dem Team Ziele zu erreichen.»
Ein Sportler hat eine gewisse Selbstdisziplin und ist sich daran gewohnt, für ein langfristiges Ziel zu arbeiten. Er muss sich selber kennen. Und das muss man auch als Unternehmer können.
Sportler sind beliebte Investoren
Sportler seien attraktive Investoren – auch ohne Wirtschaftsstudium oder Unternehmererfahrung, sagt Nicolas Berg: «Ein Sportler hat eine gewisse Selbstdisziplin und ist sich daran gewohnt, für ein langfristiges Ziel zu arbeiten. Er muss sich selber kennen. Und das muss man auch als Unternehmer können.» Dazu komme, dass Sportler risikofreudig seien. Und auch als Werbeträger seien berühmte Sportler bei Startup-Gründern beliebt.
Ich will nicht für immer den Stempel «Velofahrer» haben. Ich will weiterkommen und mich neu beweisen. Diese Herausforderung brauche ich.
Lediglich ein Werbegesicht möchte Fabian Cancellara nicht sein. Der ehemalige Radprofi stellt dem Startup Omata, das einen GPS-Velocomputer mit analoger Anzeige entwickelt hat, sein Know-how zur Verfügung und erhält dafür Aktien. Seine Investition sieht er als Teil seiner Nach-Karriereplanung:
«Ich will nicht für immer den Stempel ‹Velofahrer› haben. Ich will weiterkommen und mich neu beweisen. Diese Herausforderung brauche ich», sagt Cancellara. Darum möchte er nächstes Jahr auch den CAS (Certificate of Advanced Studies) in Sportmanagement an der Universität St.Gallen machen.
Herausfinden, was Spass macht
Auch für Severin Blindenbacher sei jetzt der optimale Zeitpunkt, sich Gedanken über die Zeit nach seiner Eishockey-Karriere zu machen. «Mein Vertrag läuft noch drei Jahre. Für mich ist es jetzt wichtig, herauszufinden, was mir Spass macht und was mir liegt», sagt Blindenbacher.
Als grosser Startup-Investor sieht er sich zwar noch nicht, er sei aber offen für neue Projekte. Diese würde er aber langsam angehen. «Man muss alles sehr kritisch hinterfragen und sich immer bewusst sein, dass der Schuss auch nach hinten losgehen kann», sagt Blindenbacher.