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Wirtschaft Teuer war gestern: Warum die Opec beim höheren Ölpreis scheitert

Des einen Freud des andern Leid. Während sich die Autofahrer derzeit über niedrige Benzinkosten freuen, ist bei den Opec-Staaten Wunden lecken angesagt. Alle Versuche die Fördermenge zu kappen, sind bisher gescheitert. Und so bleibt der Ölpreis im Keller und das vielleicht sogar für immer.

Von über 110 Dollar ist der Ölpreis mittlerweile auf unter 40 Dollar pro Barrel gefallen. So tief war er letztmals vor sieben Jahren. Versuche, sich auf eine Höchstfördermenge zu einigen, sind in der letzten Woche gescheitert. Doch warum eigentlich?

Das ist die Opec

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Die Opec liefert derzeit rund ein Drittel des weltweiten Rohöls. Das Kartell besitzt jedoch drei Viertel der bekannten Reserven. Es wurde 1960 in Bagdad gegründet. Ziel ist es, mit Förderabsprachen den Ölpreis zu beeinflussen und so stabile Gewinne zu sichern.

«Die Opec ist ein Kartell, mit zwei sehr unterschiedlichen Interessenlagern», sagt Lars Ehrlich, Rohstoffexperte beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). Auf der einen Seite stünden Länder wie Venezuela, die sehr stark auf ihre Ölverkäufe angewiesen sind.

Sie wollten höhere Preise durch niedrige Fördermengen. «Auf der anderen Seite stehen Länder wie Saudi-Arabien, die vor allem Marktanteile behalten wollen und dafür bereit sind, niedrigere Preise in Kauf zu nehmen.»

Trotz Zwist, Opec bleibt ein grosser Player

Etwas anders sieht es der deutsche Börsenexperte Dirk Müller. «Das, was in vielen Medien zitiert und voneinander abgeschrieben wird, nämlich, dass es um einen Machtkampf um Marktanteile ginge, halte ich für an den Haaren herbeigezogen.» Aus seiner Sicht ist vor allem Saudi-Arabien in Schwierigkeiten. «Das Land bräuchte für einen ausgeglichenen Haushalt einen Ölpreis um die 100 Dollar.» Schon jetzt müssen die Saudis an ihr Erspartes.

Lars Ehrlich

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Der Volkswirt ist Mitarbeiter am «Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut». Seine Schwerpunkte sind Wirtschaftspolitik und Ökonometrie.

Nach Aussen gibt sich die Opec also alles andere als geschlossen. Ist sie deshalb überholt. «Nein», meint Rohstoffexperte Ehrlich. Zwar sei es für die Opec heute nicht mehr so einfach, andere Teilnehmer aus dem Markt zu drängen und im Alleingang die Preise zu bestimmen. «Allerdings sehe ich sie auch weiterhin als grossen Player im Geschäft an», so Ehrlich.

Profiteure des niedrigen Ölpreises gibt es auf Seiten der Förderstaaten laut dem Experten keine. «Keiner von ihnen möchte seine Menge und seinen Gewinn freiwillig reduzieren. Lediglich die Konsumenten profitieren.»

Aufschwung frühestens in einem Jahr

Mittelfristig, da sind sich Ehrlich und Müller einig, wird sich am Ölpreis wenig ändern. «Allerdings lassen sich geopolitische Risiken (Sperrung der Strasse von Hormus oder des Suez-Kanals) nicht ausschliessen und könnten so für kurzfristige Preisausschläge sorgen.»

Auf lange Sicht geht die Meinung der Experten aber wieder auseinander. Während Lars Ehrlich davon ausgeht, dass es spätestens Ende 2016 zu einer Balance zwischen Angebot und Nachfrage und einer damit einhergehenden Stabilisierung des Ölpreises kommen werde, sieht Müller kein Licht am Ende des Tunnels.

Dirk Müller

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Der deutsche Börsenmakler und Buchautor wurde international als «Mister DAX» bekannt. Er ist Inhaber und Geschäftsführer einer GmbH, die Börsenbriefe verlegt.

Öl schon bald nichts mehr wert?

«Eine nachhaltige Steigerung des Ölpreises wird es nur mit anziehender Weltwirtschaft geben.» Und genau das sei nicht absehbar. Hinzu komme ein Sinneswandel in den USA – weg von Öl, hin zu Erneuerbaren Energien. Während man in den letzten Jahrzehnten seine eigenen Ölvorkommen geschont habe, fördere man jetzt auf Teufel komm raus.

Strategische Reserven spielten offensichtlich keine Rolle mehr. «Man ist dort der Überzeugung, dass Öl irgendwann nicht mehr gebraucht wird. Was man jetzt nicht fördert, wird in einigen Jahren schlichtweg nicht mehr verkäuflich sein, so die Logik.»

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