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Tokio will nicht verhandeln Schweiz beisst in Japan auf Granit

Abkommen mit Japan angestrebt: Das aktuelle Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Japan ist zehn Jahre alt. Jetzt möchte Bern den Vertrag erneuern und modernisieren, wie Bundespräsident Ueli Maurer bei seinem Besuch in Tokio am Wochenende sagte. Ziel: Ein mindestens so gutes Abkommen, wie jenes, das die EU und Japan im letzten Jahr abgeschlossen haben. Doch Japan zeigt bislang wenig Interesse an Verhandlungen mit der Schweiz.

EU-Firmen im Vorteil: «Das gültige Freihandelsabkommen mit Japan ist nicht mehr auf dem neusten Stand», sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Maren Peters. Das zeige sich etwa im Vergleich mit dem neuen EU-Japan-Vertrag. Gemäss diesem fallen bis zu 99 Prozent der Zölle im gegenseitigen Handel weg. Die Folge: Schweizer Unternehmen sind beim Export nach Japan im Vergleich zu ihren Konkurrenten aus der EU benachteiligt, weil für ihre Waren Importzölle in Japan anfallen, für die europäischen Produkte jedoch nicht.

Interessant für die Bauern: Für die Schweiz gehe es um Industrieprodukte wie Sportschuhe, aber vor allem um Agrargüter, so Peters. Schon heute ist Japan der grösste Käseimporteur der Welt, was den japanischen Markt für Schweizer Käseproduzenten entsprechend interessant macht. Im Gegenzug müssen die Bauern kaum befürchten, dass die Schweiz von japanischen Billig-Agrarprodukten überschwemmt würde: Japan importiert einen Grossteil der Lebensmittel, weil der eigene Agrarmarkt schrumpft.

Kleine Schweiz im Nachteil: «Die EU hat gegenüber Japan eine ganz andere Verhandlungsmacht als die Schweiz», sagt Peters. Deshalb habe Brüssel einen so guten Freihandelsvertrag mit Tokio aushandeln können. Ausserdem wollten die EU und Japan im letzten Jahr ein Zeichen gegenüber der protektionistischen Wirtschaftspolitik von US-Präsident Trump setzen. Das Ergebnis ist bekannt: Die Zölle im gegenseitigen Handel zwischen EU und Japan wurden fast vollkommen aufgehoben.

Wenig Interesse in Tokio: Japan würde ein neuer Freihandelsvertrag mit der Schweiz keine grossen Vorteile bringen: Nur 0.5 Prozent der japanischen Exporte gehen in die Schweiz, das ist für Tokio quasi vernachlässigbar. Auch deshalb hat die japanische Regierung derzeit andere Prioritäten, als mit der kleinen Schweiz einen neuen Freihandelsvertrag auszuhandeln.

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