«Erste Monatsmiete gratis und Umzugsgutschein im Wert von CHF 2'500!» –
«Miete ohne Kaution, und bestimmen Sie den Mietpreis der ersten zwei Monate selber!»
Mit solchen und ähnlichen Spezialrabatten preisen Verwaltungen ihre Wohnungen an: So versuchen sie Mieter von ihren Objekten zu überzeugen, ohne die Mieten senken zu müssen.
Wovon Mieter in Städten nur träumen können, ist auf den Mietmärkten der Agglomerationen längst Realität: Die Leerstände sind hoch und die Mietpreise unter Druck.
10 Prozent Leerstand – und dennoch wird weiter gebaut
In den Agglomerationen ist in den letzten Jahren sehr viel gebaut worden, ohne dass die Nachfrage entsprechend mitgewachsen wäre: In einigen Gemeinden stehen bereits bis zu 10 Prozent der Wohnungen leer, etwa in Huttwil (Kanton Bern), in Moutier (Kanton Bern) oder in Schönenwerd (Kanton Solothurn).
In Schönenwerd etwa steht die Hälfte der Überbauung «Im Park» leer. Die zwei Jahre alte Liegenschaft gehört der Basler Versicherung, diese hat sie vor Kurzem von der Pax Versicherung gekauft. Trotzdem wird in Schönenwerd weiter gebaut.
Diese Situation auf den Mietwohnungsmärkten vieler Agglomerationsgemeinden lässt sich teilweise mit den Negativzinsen der Nationalbank erklären. Insbesondere institutionelle Anleger – Versicherungen und Pensionskassen – haben sie in einen Anlagenotstand gebracht.
Der Mieter zahlt immer
«Man weiss nicht, wohin mit dem Geld, denn auf dem Sparheft habe ich null Prozent Zinsen oder sogar negative Zinsen bei der Nationalbank. Darum: Alle wollen ein Mehrfamilienhaus,» erklärt Donato Scognamiglio, CEO der Immobilienberatung Iazi. Immobilien sei einer der wenigen Bereiche, der stabile Erträge generiere. Denn man wisse, dass Mieter unabhängig davon zahlten, wie sich die Börse entwickle.
Die Preise für Mehrfamilienhäuser sind in den letzten Jahren in die Höhe geschossen, wie der Preisindex von Iazi zeigt.
Trotz hoher Preise für Mehrfamilienhäuser und steigender Leerstände ist der Immobilienmarkt für viele Investoren aber noch immer attraktiv, auch in der Peripherie. Darum wird weiter gebaut. Das führt zu einer Überhitzung auf dem Immobilienmarkt in den Agglomerationen.
Donato Scognamiglio erklärt: «Wir haben schon lange eine Inflation, wir haben eine ‹Asset-Inflation›. Sie haben heute pro Jahr eine Wertsteigerung gehabt von 3 bis 4 Prozent pro Jahr im Immobilienbereich. Wenn Sie Ihre Löhne anschauen, also mein Lohn ist nicht 3 bis 4 Prozent nach oben gegangen. Wir haben also eine Schere: Die Assets werden immer wertvoller, obwohl die Liegenschaften nicht mehr Erträge generieren. (…) Man zahlt immer mehr für immer weniger.»
Sobald die Zinsen steigen, kann die Situation laut Iazi für die Investoren in diesen Regionen kritisch werden. In Gegenden mit hohen Leerständen zu bauen, sei mutig, sagt Donato Scognamiglio. Die Renditen könnten durch steigende Leerstände und sinkende Mieten wesentlich geringer ausfallen als erhofft.
Die Mieter dieser Regionen können sich freuen. Sie werden auch weiterhin von Verwaltungen mit Geschenken umgarnt werden.