Die Sicherheitschecks vor dem Saal waren diesmal etwas strenger als sonst. Die Polizei kontrollierte auch Handtaschen und Rucksäcke. Doch das Publikum nahm es gelassen. Die Schlange war lang, das Interesse am Thema gross
Harmlos sind die selbsternannten Gotteskrieger nicht: Darin waren sich auch die Vertreter auf dem Podium einig. Doch für sie ist nicht die Religionen an sich bedrohlich, sondern nur die Religionen in ihrer pervertierten Form. Hier müsse man ansetzen, empfahl Tony, Blair, der frühere britische Premierminister. Am besten durch Erziehung und Bildung, und zwar eine, die von den Regierungen getragen und weltoffen sei. Je besser integriert in der multikulturellen Welt, desto kleiner die Gefahr, sich selbst überhöhen wollen.
«Das Gefühl, von der Gesellschaft gedemütigt zu werden»
Rabbi David Rosen vom American Jewis Comitee war diese Sicht zu einfach. Er erinnerte daran, dass die Attentäter von 11. September genau wie Bin Laden gut ausgebildet waren. Um sich gegen Andersgläubige zu radikalisieren, brauche es offenbar ein Gemisch von Religion und dem Gefühl, von der Gesellschaft nicht akzeptiert, ja gedemütigt zu werden.
Ein Punkt, den Hamza Yusuf Hanson vom muslimischen Zayunta College in Kalifornien aufnahm. So wichtig die Verteidigung der Meinungsfreiheit, so bedenklich sei es doch auch, sich über die Religion einer unterprivilegierten Gruppe lustig zu machen. Denn, so Hanson, Satire richte sich gegen die Mächtigen. Ansonsten verstosse sie gegen Respekt und Anstand.
Über eine Stunde lang diskutierte das Podium über Identität und Toleranz. Immer wieder angestossen von Fragen aus dem Publikum. Es war schliesslich Thabo Cecil Makgoba, Erzbischof der anglikanischen Kirche in Südafrika, der betonte, wie zentral die Armut als Quelle religiöser Konflikte sei. Man spreche viel über Liebe, ebenso wichtig aber sei die geltende Ungleichheit.
Religion, ja, sie ist manchmal ein Vorwand für Konflikt, sie wird missbraucht. Doch wer mehr Sicherheit will in der globalisierten Welt, muss Brücken bauen, miteinander reden, sich gegenseitig respektieren. So das Fazit. Eines, mit dem auch das Publikum zufrieden war.