Der 12-jährige Aurel schaut stolz auf seine eigene Bankkarte. Jeden Monat erhält er von seinen Eltern 135 Franken auf sein Konto. Damit bezahlt er, was er zum Leben braucht. «Für Schuhe oder für Kleider», sagt der Schüler gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «ECO».
Auch sein 15-jähriger Bruder Maurice muss sein eigenes Budget aufstellen. 170 Franken geben ihm seine Eltern jeden Monat. Seit drei Jahren bezahlen sie ihm einen Jugendlohn. Davon muss er Teile seiner Lebenskosten übernehmen. Auch den Coiffeur berappt er damit. Knapp geworden sei es einmal wegen Sonderausgaben: «Als bei meinem Töffli die Zündspule kaputt war, hatte ich zu wenig Geld».
Jugendlohn als Schuldenprävention
Wer schon früh merkt, dass die Mittel begrenzt sind, lernt einzuteilen und zu sparen. Davon geht das Konzept «Jugendlohn» aus, welches der Psychologe und Familientherapeut Urs Abt in den 1970er-Jahren entwickelt hat.
Mit dem Jugendlohn lernen Jugendliche, ihr Geld einzuteilen. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern, die Claudia Meier-Magistretti durchgeführt hat. «Die Jugendlichen lernen, reflektierte Kaufentscheidungen zu treffen und zwischen Konsumwünschen und Notwendigkeiten zu entscheiden», ist in der Forschungsarbeit zu lesen. In Familien mit Jugendlohn werde über Geld und Konsum gesprochen. Dies allein wirke schuldenpräventiv.
Wichtig sei auch, dass Eltern konsequent bleiben, wenn ihre Kinder zu viel Geld ausgeben: «Dann sollen die Eltern Ratschläge geben, nicht Geld», sagt Magistretti.
Früh in die Schuldenfalle
Oft beginnt sich die Schuldenspirale schon in jungen Jahren zu drehen. «Bei einem Grossteil der verschuldeten Menschen hat es schon vor ihrem 25. Lebensjahr begonnen», sagt Beat Reichenbach von der Schuldensanierung Berner Oberland. Meist wegen einer Kombination aus Eigenverschulden und unglücklichen Umständen. «Viele Betroffene sagen, dass sie nie gelernt hätten, mit Geld umzugehen», sagt Reichenbach weiter.
Mit einem Jugendlohn lernen Kinder auch aus Fehlern, sagen Ingrid und Ralph Broger, die Eltern von Maurice und Aurel. Als die erwähnte Töfflirechnung ins Haus flatterte, reichte es nicht mehr für den Coiffeur. «Maurice trug danach halt etwas längere Haare», sagt Ingrid Broger. Es seien Erfahrungen, die fürs Leben von Nutzen sind.