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Wirtschaft Wie sich die Schweizer Industrie immer wieder neu erfinden kann

Der starke Franken tut weh, das beweisen die Auftrags- und Umsatzrückgänge der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie im letzten Quartal. Hans Hess, Präsident der Swissmem, glaubt an Innovation – den «grössten Hebel, um Wettbewerbsvorteile schaffen zu können.»

Während die einen wegen der Frankenstärke den Untergang der Industrie in der Schweiz kommen sehen, glauben die anderen, dass dies die Industrie nur stärken kann.

Wo die Branche selbst Verbesserungspotential sieht, zeigt eine Umfrage des Verbands der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (Swissmem) an: 63 Prozent der knapp 400 befragten Unternehmen wollen in Innovation investieren.

Internationalisiert und innovativ – die Industrie der Zukunft

Das freut den Präsidenten der Swissmem, Hans Hess. Er ist überzeugt, dass «Innovation mit Abstand der grösste Hebel ist, um nachhaltig wieder höhere Margen und Preise sowie tiefere Kosten – also Wettbewerbsvorteile – schaffen zu können.»

Die Schweizer Industrie, glaubt Hess, wird in zehn Jahren so aussehen: globaler aufgestellt, hoch effizient, produktiv und innovativ. Nicht mehr alle Arbeiten würden in der Schweiz gemacht, pessisimistisch ist Hess deswegen aber nicht.

Abbau von Arbeitsplätzen wegen Auslagerungen?

Dass die Industrie aber nicht nur feiner, sondern auch kleiner wird, das befürchten einige. So gab fast jedes fünfte Unternehmen in der Umfrage von Swissmem an, dass sie bei einem Franken-Eurokurs von 1.05 gewisse Produktionsschritte ins Ausland verlagern würden.

Auch die Firma Baumann Federn kann Verlagerungen nicht ausschliessen, wie Hansjürg Hartmann, Mitglied der Geschäftsleitung, sagt: «Wir prüfen die Auslagerungen von tiefmargigeren Produkten, bei denen wir langfristig wenig Möglichkeiten sehen, dass wir Geld verdienen können wenn wir sie in der Schweiz produzieren.» Allerdings sei eine Verlagerung ein anspruchsvoller Prozess, und mit viel Aufwand verbunden. Gegenwärtig würden sie sich in der Analysephase befinden.

Wenn Schweizer Fachkräfte zusammenkommen

Trotz der grossen Unsicherheiten, die der starke, gegenüber anderen Währung im Moment stark schwankende Franken, auslöse, ist Hartmann «absolut überzeugt vom Standort Schweiz und den gut ausgebildeten Fachkräften.»

Unsicher waren die Zeiten vor Einführung des Mindestkurs und nun, nach seiner Aufhebung. Hartmann ist jedoch überzeugt , dass sich die Industrie auch ein zweites Mal neu erfinden kann: «Wenn wir erreichen, dass unser Team sich austauscht und gegenseitig herausfordert, kann Innovation entstehen. Es ist auch jetzt noch einiges möglich.»

Solche Erneuerungsprozesse sehen bei Baumann Federn etwa so aus: Die Firma habe ein Team zusammengestellt, das sich nur mit Technologie- und Prozess-Optimierung auseinandersetzen würde, so Hansjürg Hartmann: «Dieses Team hat eng mit unserem internen Maschinenbauer und den Fachkräften an den Maschinen zusammengearbeitet. So konnten wir die Stückzahl, die pro Stunde hergestellt wird – unseren Output – stark steigern, teils verdoppeln.»

Schneller, präziser, sparsamer

Wie Innovation aussieht, versucht Hans Hess an folgendem Beispiel festzumachen: «Die Kunden eines Werkzeug-Herstellers wollen etw, dass sie möglichst schnell – oder schnell unterschiedliche – Teilchen anfertigen können. Dass sie wenig Wechselzeiten haben oder möglichst präzise arbeiten können». Eine Maschine, die weniger Strom verbraucht, sei ein weiterer Wettbewerbsvorteil, den man anbieten könne.

Wären Schweizer Firmen nicht auch ohne starken Franken innovativ? Hess glaubt: «Firmen machen das nicht nur wegen der Frankenstärke, aber umso mehr wegen der Frankenstärke.»

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