«Willkommen Apple – in unserem Metier», sagt der langjährige Uhrenmanager- und kenner, Jean Claude Biver. Der Präsident der Luxusmarke Hublot und Chef des Uhrenbereichs der Luxusgütergruppe Louis Vitton LVMH schätzt den neuen Konkurrenten. Er ist aber auch etwas enttäuscht über das Design und wüsste gerne noch mehr über gewisse Funktionen.
Für die Schweizer Uhrenindustrie, deren Stärke mechanische Uhren und Luxusmodelle sind, sieht er keine Gefahr. «Eine Schweizer Qualitätsuhr ist ein Stück Ewigkeit in einem Gehäuse», sagt er. So gesehen befinde man sich in einem «total anderen Markt».
Potential oder Gefahr?
Die Apple-Watch sei ein Computer mit immer wieder überholter Technik, die Schweizer Uhr ein Statussymbol für immer. Dass im unteren Preissegment die Jungen auf eine Apple-Watch stehen könnten, ist für die Uhrenkenner vorstellbar. Aber auch da sieht man Potential statt Gefahr.
Swatch-Chef Nick Hayek sagte noch vor der Apple-Präsentation: «Die Welt ist riesig. Wie viele Leute tragen keine Uhr? Wie viele Leute tragen nur eine Uhr und wechseln sie nie? Da liegt ein riesiges Potential.»
Schweizer Uhr als Statussymbol
Die Uhrenhersteller im unteren Preissegment würden sicher etwas leiden. «Aber kurz und mittelfristig dürfte die Schweizer Uhrenindustrie weiter erfolgreich sein», sagt auch Emilie Cachet, Ökonomin bei der Credit Suisse. «Für die Schweizer Industrie sehen wir momentan keine grosse Gefahr, weil sie auf das Luxussegment ausgerichtet ist.»
Eine Schweizer Qualitätsuhr ist ein Stück Ewigkeit in einem Gehäuse
Gemäss der CS-Studie werden 65 Prozent des Umsatzes von Schweizer Uhrenherstellern mit Uhren über 3000 Franken gemacht. Zwei Drittel aller verkauften Uhren sind zwar im tieferen Preissegment, aber sie machen nur sieben Prozent des Umsatzes aus.
Längerfristig fragt sich Cachet aber, «ob die Uhr ihre Rolle als Statussymbol halten kann». Die Uhrenmacher müssten sich überlegen, wie sie die neue Generation am besten ansprechen könnten.
Verhandlungen im Hintergrund?
Die Schweizer Uhrenindustrie sei noch nie so gesund und dynamisch gewesen wie jetzt, sagt Uhrenmanger Biver. Sie werde nicht nichts tun. «Aber wir Schweizer haben keine Telekomindustrie. Und deshalb können wir nur Versuchen – jedenfalls zu Beginn – Partnerschaften zu bauen.» Partnerschaften beispielsweise mit Chip-Herstellern und Zulieferern von Telekomfirmen.
Im Hintergrund dürften also Verhandlungen laufen. Aber das dauert und die Frage ist: Wie viel Zeit wird die Schweizer Uhrenindustrie haben?