«Ich war im Urlaub mit meinem Mann und habe nach dem Essen gesehen, dass ich einen Anruf von unserem Chefjuristen hatte. Ich habe gesagt: ‹Das ist kein gutes Zeichen›.» So beschreibt Monika Ribar im «ECO»-Studio den Moment, in dem sie vom Korruptionsfall das Unternehmens erfahren hat, an dessen Spitze sie stand.
Von 2006 bis 2013 war Ribar CEO des Logistik-Konzerns Panalpina. Das Basler Unternehmen ist global tätig und beschäftigt mehr als 16'000 Mitarbeiter.
Schmiergelder für nigerianische Zollbeamte
In ihrem zweiten Amtsjahr wurde bekannt, dass nigerianische Zollbeamte über Jahre Schmiergeld erhalten hatten. Der Basler Konzern erledigte für Ölfirmen auch Zollformalitäten. Ob nur Panalpina-Kunden oder auch Panalpina-Mitarbeiter fehlbar gewesen waren, ist unklar. Die Vorwüfe wurden 2010 gegen eine Busse fallengelassen.
Die ersten Handlungen Monika Ribars: Sie lieferte dem US-Justizdepartment DOJ, das aktiv geworden war, Informationen. «Und auf der anderen Seiten arbeiteten wir mit dem einzigen Instrument, das wir damals hatten: mit der internen Revision.» Auf 300 Mio. Franken beziffert das Unternehmen die Kosten für die Bearbeitung dieses Falls.
Gefährdung für gesamtes Unternehmen
Monika Ribar hat eine zeitlang alle anderen Aufgaben als CEO abgegeben und sich ausschliesslich auf den Fall konzentriert. Dies sei eine bewusste Entscheidung gewesen. So sei nicht die gesamte Konzernleitung damit beschäftigt gewesen.
Auf Reto Lipps Nachfrage, ob dieser Fall die Existenz des gesamten Unternehmens hätte gefährden können, sagt sie: «Ja, auf jeden Fall.» Und: «Damals waren wir sicherlich nicht genügend vorbereitet.» Heute verfüge Panalpina über ein eigenes System zur Korruptions-Sensibilisierung.
Zero Tolerance
Grosse Konzerne betreiben heute in der Regel Compliance-Abteilungen. Diese rapportieren an die obersten Führungsebenen. Für Monika Ribar gibt es im Bereich Schmiergeld und Bestechung nur eine Lösung: «Zero tolerance. Das heisst: Es darf niemand so etwas tun. Es darf niemand bezahlen.» Dies müsse in der Compliance-Abteilung bis ganz nach oben gehen, um dem Mitarbeiter den Rücken zu stärken - «auch wenn man Gefahr läuft, dass man das Geschäft verliert.»
«Am Ende ist das Unternehmen, die Geschäftsleitung, der Verwaltungsrat dafür verantwortlich, ein System zu bauen, das solche Themen abgedeckt sind», sagt Monika Ribar. In allen Verwaltungsräten, in denen die 55-Jährige heute sitzt, sei die Sensibilisierung auf Korruption ein Thema. Namentlich sind das SBB, Swiss, Lufthansa, Logitech und Sika.