Nimmt Xherdan Shaqiri Anlauf für einen Freistoss für den FC Basel, ertönt aus der Südkurve des FCZ ein lautes Pfeifkonzert. Doch der Feind der Zürcher Südkurve ist auch in Zürich Publikumsmagnet. Beim Fussballklassiker am vergangenen Sonntag strömten fast 22'000 Zuschauerinnen und Zuschauer ins Letzigrund-Stadion – Saisonrekord für den FCZ.
17 Prozent mehr Zuschauer pro Heimspiel
Seitdem der Ex-Natistar und -Internationale im vergangenen August zum FCB gewechselt hat, weht ein frischer Wind durch die Schweizer Fussball-Stadien. Zahlenmässig merkt dies vor allem der FC Basel.
In der aktuellen Saison besuchen jeweils knapp 4000 Fans zusätzlich die Heimspiele ihres Vereins. Dies bestätigt der FC Basel auf Anfrage von SRF. Im Durchschnitt kommen knapp 26'000 Zuschauer für ein Spiel ins Joggeli: Das sind 17 Prozent mehr als in der vorherigen Saison.
Die Zahl der verkauften FCB-Saisonkarten nahm um zehn Prozent zu. Für die Saison 2024/2025 wurden rund 16'500 Saisonkarten verkauft, gegenüber 15'000 in der Vorsaison. FCB-Präsident David Degen bestätigt den Shaqiri-Effekt. Die Zunahme habe aber auch damit zu tun, dass die Mannschaft «ansprechend» spiele.
Auch in andere Schweizer Stadien kommen mehr Fans. Spitzenreiter punkto Zuschauerzahlen ist aktuell Meister YB mit knapp 29'000 pro Heimspiel.
FCZ-Präsident relativiert den Shaq-Effekt
Ancillo Canepa, FCZ-Präsident seit 19 Jahren, relativiert die Bedeutung des neuen FCB-Starspielers für die Liga: Die Zuschauerzahlen der Swiss Super League seien schon seit einigen Jahren «massiv am steigen», also bevor Shaqiri wieder in der Schweiz spielt.
«Shaqiri mag ein gewisser Grund sein, aber ich denke nicht, dass er massgeblich der Hauptgrund ist.» Canepa ist überzeugt, dass die steigenden Zuschauerzahlen primär mit dem engen Rennen an der Tabellenspitze zusammenhängen.
Rekordverkäufe von FCB-Trikots
Dass Shaqiri in Basel für Euphorie sorgt, lässt sich auch daraus ableiten, dass die Fussball-Leibchen des FC Basel begehrt sind wie nie. Währenddem in der vergangenen Saison knapp 20'000 Trikots verkauft wurden, sind es laut FCB in der laufenden Saison schon 25'000 Shirts.
Ein Grossteil der Verkäufe ist wohl auch hier Shaqiri geschuldet: Von seinem Trikot mit der Rückennummer 10 seien schon ein paar Wochen nach seiner Rückkehr 4500 Shirts verkauft worden, teilt der Verein mit.
Kein Verlass auf Sondereffekte
Das «Phänomen» Shaqiri mag dem FC Basel willkommene Mehreinnahmen bringen. Eine Garantie für gute Zahlen ist er mittelfristig aber nicht. David Degen mahnt im ECO Talk, ein Club müsse ohne Sondereffekte budgetieren. Genauso wie mit Transfererlösen oder internationalen Spielen verdient ein Club mit einem Spektakelspieler zwar Geld. Darauf dürfe man sich aber nicht verlassen, so Degen.
Der finanzielle Erfolg kommt meist mit dem Sportlichen. Das weiss auch Ancillo Canepa. Zurzeit erlebt dieser mit seinem FCZ wegen mehrerer Abgänge eine schwierige Phase.
Besonders der Abgang des Starspielers Antonio Marchesano schmerzt. Dieser wurde gerade vom Yverdon Sport FC abgeworben. Dort verdient Marchesano laut Ancillo Canepa doppelt so viel wie zuletzt in Zürich.
Wer kein Fan von seinem Arbeitgeber ist, soll am Morgen zu Hause bleiben.
Doch Canepa will kein zu pessimistisches Bild zeichnen. Für ihn persönlich gelte als Präsident und Fussball-Mäzen dasselbe wie für einen Angestellten im Berufsleben: «Wer kein Fan von seinem Arbeitgeber ist, soll am Morgen zu Hause bleiben».
Und gegen einen neuen Publikumsmagneten wie Shaqiri hätte er wohl auch nichts einzuwenden.