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Wlan-Telefonie im Ausland Gesalzene Salt-Rechnung wegen Wifi-Calling in den Ferien

Von wegen «ohne Gebühren»: Gratis-Telefonate wurden wegen Wifi-Calling von Salt als internationale Anrufe verrechnet.

Nach den Herbstferien in der Türkei staunte ein Student aus Zürich über die Abrechnung seiner Telekomanbieterin Salt: Lokale Telefonanrufe, die mit seinem Abo eigentlich gratis wären, wurden teilweise als teure, internationale Ferngespräche abgerechnet: «Für manche Gespräche in der Türkei wie Restaurantreservierungen wurden Kosten verrechnet, für andere, gleichwertige Gespräche aber nicht.  

Wegen Wifi-Calling wurden Gratisanrufe verrechnet

Der Student recherchierte und fand heraus: Bei seinem IPhone war die Option «Wifi-Calling» aktiviert, ohne dass er das realisiert hatte. Sobald er also im Hotel mit dem Wlan verbunden war, wurden seine lokalen Anrufe so verrechnet, als hätte er aus der Schweiz angerufen. Der Grund: Wenn Salt-Kunden Wifi-Calling im Ausland nutzen, wird der Anruf so behandelt, als wäre die Person in der Schweiz.

Das hat für Salt-Kundinnen und Kunden durchaus Vorteile: In den Ferien können sie in die Schweiz anrufen oder Anrufe empfangen, ohne dass dabei zusätzliche Kosten entstehen.

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«30 Franken für zehnminütiges Telefon»

Doch das Ganze hat eben auch einen Haken: Wer im Ausland mit Salt wissentlich oder unwissentlich über Wifi telefoniert, kann in die Gebührenfalle laufen. Einem Familienvater wurde in den Ferien in Dubai ein lokales Telefonat über Wlan als internationaler Anruf verrechnet. Von wegen «ohne Roaminggebühren und andere Zusatzkosten»: «Salt schickte mir eine Rechnung von über 30 Franken für zehn Minuten telefonieren,» erzählt der Familienvater.

Das Problem war Salt bis jetzt nicht bewusst, gibt Salt-CEO Pascal Grieder gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» zu. Zwar ist Salt nach wie vor stolz auf dieses Feature, auf welches Sunrise UPC und Swisscom bis jetzt verzichten (siehe Box): «Mit Wifi-Calling telefonieren unsere Kunden im Ausland so, als wären sie in der Schweiz,» sagt Salt CEO Pascal Grieder. Sie könnten dadurch massiv Geld sparen.

Wifi-Calling im Ausland: Deshalb verzichten Swisscom und Sunrise

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Swisscom: «Bei Wifi-Calling ist die Abrechnung im Ausland je nach Fall nicht klar und einfach und es kann Fälle geben, in denen der Kunde mit WiFi-Calling mehr zahlen würde. Darum gab es hier technische Hürden, die die Einführung damals verzögert haben. Da wir den Fokus in den letzten Jahren stärker auf andere Themen legten, bieten wir WiFi-Calling im Ausland aktuell nicht an. Die Mehrheit unserer Kunden hat heute Roaming innerhalb der EU unbegrenzt im Abo inkludiert und bezahlt deshalb auch ohne WiFi-Calling nicht mehr separat fürs Roaming.»

Sunrise UPC : «Sunrise UPC bietet im Ausland aus technischen bzw. aus Qualitätsgründen kein Wifi-Calling an, weil wir bei Störungen keinen Support leisten könnten. Über Wifi-Verbindungen (wie auch über Datenroaming-Verbindungen) können aber mittels Apps wie Whatsapp Gespräche geführt werden. Wir evaluieren Wifi-Calling im Ausland regelmässig, sehen aber aufgrund der obigen Angaben bisher davon ab.»

  Salt-Abos «Swiss», «Swiss XXL» und «Europe» betroffen

Doch für Kundinnen und Kunden mit den Salt-Abos «Swiss», «Swiss XXL» und «Europe» kann dieses Feature zu zusätzlichen Gebühren führen. Sobald im Handy Wifi-Calling aktiviert ist, verrechnet Salt Gratisanrufe im Ausland als internationales Ferngespräch. «Das war uns vor diesem Fall nicht bewusst. Wir haben jetzt Korrekturen eingeleitet,» sagt CEO Pascal Grieder.

Automatisch verhindern oder korrigieren könne man die falsche Verrechnung solcher Anrufe nicht, sagt Salt. Für Kundinnen, die im Abo zwar Anrufe «in der EU» aber nicht «in die EU» inklusive haben, bleibt wohl nichts anderes übrig, als Wifi-Calling im Ausland auszuschalten. Oder sich nach Auslandferien jeweils bei Salt zu melden: «Dann lassen wir Kulanz walten und schreiben diese Anrufe gut.»

Kompliziert und nicht besonders kundenfreundlich, gibt CEO Grieder zu, aber nicht anders lösbar: «Und immer noch besser, als Wifi-Calling im Ausland für alle Kundinnen und Kunden abzustellen.»

Espresso, 02.05.22, 08:13 Uhr

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