SRF: Wie war die Stimmung in der ersten Woche nach Ernst Siebers Tod in den Hilfswerken? Wurde normal gearbeitet oder gab es doch eine Art Stillstand?
Christoph Zingg: Im Gegenteil. Nichts stand still. Alle Mitarbeiter waren zwar sehr betroffen von Ernst Siebers Tod. Aber alle waren mit viel Herzblut und vollem Engagement dabei. Vielleicht noch mehr als sonst.
Schon lange vor Ernst Siebers Tod gab es bei seinen Sozialwerken eine Professionalisierung, die es offensichtlich auch brauchte. Besteht aber nicht die Gefahr, dass die Hilfseinrichtungen ihre Spontanität und ihre Schnelligkeit verlieren?
Es ist mir ein Anliegen, dass wir diese Spontanität und diese Niederschwelligkeit bei unseren Angeboten beibehalten. Dass ist nicht zwangsläufig mit Chaos verbunden. Eine gute Buchhaltung ist auch wichtig. Ich will aber, dass wir den groovigen Verein bleiben, den Ernst gegründet hat. Damit wir schnell und unkompliziert helfen können. Dass muss unbedingt so bleiben.
16 Einrichtungen unterhalten die Hilfswerke nun. Ist es möglich, dass auch nach dem Tod von Ernst Sieber noch weitere hinzukommen?
Ja. Was es zum Beispiel dringend braucht ist ein Angebot für strukturschwache Menschen. Etwas zwischen Altersheim, Psychiatrie und medizinischer Versorgung. Etwas für Menschen, die die Nähe nicht aushalten und trotzdem eine minimale Betreuung brauchen. Diese Leute werden heute alle drei Wochen verschoben. Für sie braucht es etwas.
Wann könnte so ein Angebot realisiert werden?
Vielleicht schon im nächsten Winter.