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Wochengast Ruedi Winet «Wenn die Kesb eingreift, geht das ans Herz»

Ruedi Winet war am Aufbau der Jugend- und Erwachsenenschutzbehörde im Kanton Zürich beteiligt und zieht Bilanz.

Ruedi Winet war am Aufbau der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) im Kanton Zürich beteiligt. Als Präsident der Kesb-Vereinigung im Kanton Zürich hielt er vier Jahre lang den Kopf hin, wenn die Kesb mit ihrer Arbeit in der Kritik stand. Seit ihren Anfängen 2013 leitet er die Kesb im Bezirk Pfäffikon.

Ruedi Winet

Leiter Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Pfäffikon

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Der Jurist mit Jahrgang 1962 ist Leiter der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) des Bezirks Pfäffikon. Die Kesb löste 2013 im Kanton Zürich die Vormundschaftsbehörden in den Gemeinden ab. Winet war am Aufbau dieser Behörde beteiligt und stand von 2013 bis 2016 der Kesb-Vereinigung Zürich als Präsident vor. In dieser Funktion war er auch Ansprechperson für die Medien, wenn an der Arbeit der Kesb Kritik laut wurde.

SRF: Seit sieben Jahren gibt es die Kesb im Kanton Zürich. Warum braucht es sie überhaupt?

Wir haben viel Arbeit. Sie findet nicht in der Öffentlichkeit statt. Bei uns werden Ehekonflikte ausgetragen, Konflikte um das Besuchsrecht, bei denen wir zusammen mit den Eltern Lösungen suchen. Aber vor allem geht es um das Wohl von Kindern oder von Erwachsenen, die nicht selber für sich sorgen können.

Wo ist die Kesb besonders wichtig?

Die Kesb brauchte es besonders dann, wenn die Menschen von einer Situation überfordert sind. Wenn Erwachsene – zum Beispiel mit einer Einschränkung – finanziell ausgenützt werden. Oder wenn Kinder in einer verwahrlosten Situation aufwachsen.

Wichtige Aufgaben – trotzdem begegnen viele Menschen der Kesb mit Misstrauen. Warum ist das so?

Generell hat das Misstrauen gegenüber Behörden in den letzten Jahren zugenommen. Und es ist eine grosse Arbeit, dieses Misstrauen jeweils auszuräumen.

Es gibt unterdessen Anlaufstellen für Menschen, die Mühe mit der Kesb haben. Eine dieser Stellen hatte über 1000 Anfragen. Was sagen Sie dazu?

Ich glaube es braucht eine dritte, eine aussenstehende Stelle, an die sich Leute wenden können und fragen können: Ist das korrekt, was die Behörde mit mir macht? Es ist natürlich, dass die Arbeit der Kesb Ängste auslöst, denn sie greift zum Beispiel in ein Familiensystem ein und das geht natürlich jedem ans Herz.

Wie kann die Kesb diesem Misstrauen begegnen?

Einerseits mit Öffentlichkeitsarbeit. Ich bin ab und zu an Veranstaltungen, bei denen ich erzähle, was die Kesb macht. Das wichtigste ist aber die tägliche Arbeit: Dass wir den Menschen zuhören, ihre Ängste ernst nehmen und ihnen Wege aufzeigen, wie es in Zukunft besser gehen könnte.

Die Fragen stellte Pascal Kaiser. Sie finden das ganze Gespräch im Audiofile.

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