Die überdimensionierte rosa Seerose - eine schwimmende Plattform aus Stahl für verschiedene Veranstaltungen - ist gleichzeitig Zentrum und Aushängeschild des Jubiläumsfestivals zu 200 Jahren Gastfreundschaft in der Zentralschweiz.
Erster Höhepunkt ist der eigentliche Jubiläumstag am Samstag. Dieser wird rund um den Vierwaldstättersee mit Dorffesten gefeiert.
Ab Samstag ist auch die schwimmende Bühne für die Bevölkerung geöffnet. Ihre erste Station ist Luzern, danach wird sie in Stansstad, Brunnen, Alpnachstad, Flüelen und Vitznau Halt machen.
Tagsüber ist die 462 Tonnen schwere und drei Millionen Franken teure Seerose ein Museum, das sich der Tourismusgeschichte der Zentralschweiz und der Gastfreundschaft widmet. Zudem treten in der Arena der Seerose verschiedene Formationen aus den Gastregionen auf, und es finden Lesungen statt. Am Abend verwandelt sich die Seerose in eine Eventbühne, die einen Querschnitt durch das kulturelle Schaffen der Zentralschweiz zeigen soll.
Gute Gastgeber sein
Das «Gästival» mit den vier Monate dauernden Festivitäten soll die Bevölkerung daran erinnern, was zurück kommt, wenn man in einer Tourismusregion gute Gastgeber sei, erklärt Festival-Sprecher Stefan Ragaz. «In der Innerschweiz haben wir da vielleicht etwas Nachholbedarf. Das ist kein Vorwurf, wir sind etwas reservierter, das liegt im Naturell der Leute».
In der Innerschweiz haben wir da etwas Nachholbedarf.
Die Organisatoren des Gästivals setzen den Beginn des modernen Tourismus in der Zentralschweiz auf 1815, weil damals die ersten Fremdenverkehrsbauten erstellt worden sind. Es handelte sich um das Seehotel Goldener Adler in Küssnacht SZ und um das Berggasthaus Rigi-Kulm.
Organisiert wird das Festival von einem Trägerverein, dem die Kantone Uri, Schwyz, Luzern, Ob- und Nidwalden angehören. Der Anlass wird vom Bund und von Privaten unterstützt.
Die andere Sicht des Historikers
200 Jahre Gastfreundschaft zu feiern sei viel populärer als 200 Jahre Tourismus. Diese Ansicht vertritt der Historiker Valentin Groebner, der an der Universität unter anderem zur Geschichte des Fremdenverkehrs in der Zentralschweiz forscht, im Gespräch mit dem Regionaljournal Zentralschweiz.
Der Begriff Gastfreundschaft sei viel positiver besetzt, sagt Groebner, und zudem sei ein grosser Vorteil, dass die Gäste jeweils auch wieder abreisen würden. Der Begriff Tourismus hingegen polarisiere viel stärker.
Groebner hält zudem fest, dass das 200-Jahr-Jubiläum eigentlich zu früh gefeiert werde. Die Geschichte des Fremdenverkehrs beginne in der Zentralschweiz, und übrigens auch andernorts, später.
peld/sda; Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr.