Die IV-Stelle Luzern setzt seit 2013 bei Zweifeln am Anspruch auf eine IV-Rente wegen psychischer Krankheit zusätzlich auf neuropsychologische Tests. Das Ziel: ungerechtfertigte IV-Gesuche aufdecken und Kosten senken. IV-Luzern-Direktor Donald Locher bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda eine entsprechende Meldung der «Zentralschweiz am Sonntag».
Die IV-Stelle führte in 60 Fällen zusätzlich zu psychiatrischen Untersuchungen im Regionalärztlichen Dienst Zentralschweiz neuropsychologische Tests durch. Die Patienten mussten unter Zeitdruck Denk- und Leistungstests zur Beurteilung der Hirnfunktionen lösen. Zusätzlich erfolgte eine Untersuchung mit Ableitung von Hirnströmen.
Die IV-Stelle verspricht sich von den zusätzlichen Tests Klarheit darüber, inwieweit eine psychische Störung effektiv vorhanden ist, oder übertrieben dargestellt wird. Bei einer Mehrheit der überprüften 60 Fälle sei vom Patienten bei der angeblichen psychischen Krankheit übertrieben worden, sagte der Luzerner IV-Direktor Donald Locher. Daneben habe es aber auch Leute gegeben, die untertrieben hätten. Diesen Leuten sei es schlechter gegangen, als sie wahrhaben wollten. Die IV-Stelle Luzern will die zusätzlichen Tests bei strittigen Fällen auch 2014 anwenden.
Die Tests werden kritisiert
Die neuropsychologischen Tests, die in Luzern zur Anwendung kommen, stossen aber auch auf Kritik. Die Fachorganisation Pro Infirmis zweifelt an der Aussagekraft von Tests, bei denen die Hirnaktivität gemessen wird. Psychische Erkrankungen verliefen oft nicht linear, sondern wellenförmig, sagte ein Sprecher von Pro Infirmis. Das Resultat des neuropsychologischen Tests hänge damit vom Zeitpunkt der Durchführung ab. Pro Infirmis störe vor allem der Generalverdacht
Auch Traversa, ein Netzwerk für Menschen mit einer psychischen Erkrankung, stört sich an den Untersuchungen im Kanton Luzern. Das Netzwerk bezweifelt, dass mit solchen standardisierten Tests die psychischen Krankheiten in ihrer ganzen Vielfalt festgestellt werden könnten.