«Die Zahl der von Zwangsheirat betroffenen Frauen, die im Frauenhaus Schutz suchen, nimmt zu», sagt Andrea Wechlin, Co-Leiterin des Frauenhauses Luzern. Im vergangenen Jahr hätten insgesamt 78 Frauen im Frauenhaus Schutz gesucht, rund 10 Prozent wegen drohender Zwangsheirat. Zwangsheirat ist seit 2013 ein Offizialdelikt. Es drohen bis 5 Jahre Gefängnis.
Bis hin zum Abtauchen
«Frauen, die wegen drohender Zwangsheirat ins Frauenhaus kommen, brauchen intensive Beratung, Begleitung und Schutz», sagt Andrea Wechlin. Da ganze Familienclans dahinter stehen könnten, sei die Betreuung komplex: «Die Frauen stehen teilweise unter enorm grossem Druck, es bedeutet, dass sie von der Familie ausgestossen werden, bis hin zu Todesdrohungen.» Im schlimmsten Falle würden die Frauen nach der Zeit im Frauenhaus im Ausland untertauchen oder sie kämen in ein Schutzprogramm, sagt die Co-Leiterin des Frauenhaus Luzern.
Häusliche Gewalt bleibt Hauptgrund
Hauptgrund, ins Frauenhaus zu flüchten, bleibt aber nach wie vor häusliche Gewalt. «Es betrifft Frauen jeden Alters, mit oder ohne Kinder, die zu Hause nicht mehr sicher sind», sagt Andrea Wechlin. Die meisten Frauen blieben laut Statistik rund einen Monat im Frauenhaus. Danach gingen sie wieder zurück zu ihrem Partner und zu Bekannten/Eltern oder haben an einem neuen Ort selbständig neu angefangen.