Dass Mario Fehrs Unterstützung umstritten sein würde, war im Vorfeld vielen klar. Doch dass die Mitgliederversammlung diesen Ausgang nehmen würde, damit hatte der Vorstand der Kantonalzürcher Grünen nicht gerechnet. Parteipräsidentin Marionna Schlatter hatte bereits eine Medienmitteilung verfasst mit dem Inhalt, die Grünen würden Mario Fehr im Regierungsratswahlkampf unterstützen. Verschicken konnte sie die Mitteilung aber nicht. Schlatter musste sie während der Mitgliederversammlung umschreiben.
Bauch gegen Kopf
Die Mitgliederversammlung der Zürcher Grünen verweigerte nämlich Mario Fehr die Unterstützung – mit 39:28 Stimmen. Es war dies das Schlussvotum nach einer emotional geführten Debatte.
Eine Debatte, die Parteipräsidentin Marionna Schlatter folgendermassen zusammenfasste: «Es war klassisch Bauch gegen Kopf. Der Vorstand dachte strategisch und wollte mit der SP zusammenarbeiten. Die Basis dachte mit dem Bauch und wollte die Politik von Mario Fehr nicht unterstützen.»
Tatsächlich war der Unmut über Fehrs Politik bei vielen Grünen gross. Luca Maggi, Vizepräsident der Stadtzürcher Grünen, erwähnte am Donnerstagabend vor allem Fehrs Migrationspolitik: «Sein Leistungsausweis ist derjenige eines stramm rechtsbürgerlichen Politikers». Und er verwies in seiner Rede auch darauf, dass Fehr eine umstrittene Überwachungssoftware für die Polizei anschaffte. Dies sei nicht im Sinne der grünen Politik.
Zu drei Vierteln ein SP-Politiker
Unterstützung erhielt Mario Fehr von Nationalrat Balthasar Glättli. Er sei zwar auch nicht immer glücklich mit Fehrs Entscheidungen, aber neben einem Viertel SVP-Politiker sei Fehr auch zu drei Vierteln SP-Politiker. Und das gelte es zu unterstützen. Auch Esther Guyer, Fraktionschefin der Grünen im Zürcher Kantonsparlament, sprach sich für Fehr aus und betonte, dass man als Regierungsmitglied einen Mittelweg suchen müsse.
Unbestritten war für die Grünen an ihrer Mitgliederversammlung, dass sie die SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr unterstützen. Und auch der Zürcher Gemeinderat Walter Angst, der für die AL ins Regierungsratsrennen steigt, wird von den Grünen zur Wahl empfohlen.